Es geht um Verrat zwischen Eheleuten, Freunden und sogar den Betrügenden selbst. Leider funktioniert an diesem Konstrukt so einges nicht.

Hamburg. Die Ehe ist ein beliebtes Spielfeld des Menschlichen. Ihre Enge provoziert zuweilen den Ausbruch, und der wiederum fordert die Wahrheit heraus. In Harald Pinters "Betrogen" herrscht überall Verrat. Zwischen Eheleuten und besten Freunden, selbst zwischen den Betrügenden. Regisseur Torsten Fischer sieht das sportlich und verlegt zur Premiere des Gastspiels vom Berliner Renaissance-Theater im St.-Pauli-Theater gleich die ganze Handlung in einen Squash-Käfig.

Hier lebt die verheiratete Galeristin Emma (Anika Mauer) ihre Affäre mit dem ebenfalls familiär gebundenen Literaturagenten Jerry (Heikko Deutschmann) aus. Ihr Mann, der Verleger Robert, kommt dahinter, schweigt und genießt seinerseits außereheliche Liebschaften. Man zieht sich aus, man liebt und streitet sich, und Emma rührt auch mal einen Eintopf für Jerry an.

Leider funktioniert so einiges nicht an diesem Beziehungskonstrukt aus dem Jahre 1978. Tatsächlich versucht Pinter, in der ersten Szene die letzte der trostlosen Dreiecksbeziehungen zu erzählen und mit der letzten wiederum die erste. Dieser rückwärts erzählte Ehe- und Freundschaftsbruch ist ohne jeden Einfall der Regie ungefähr so spannend wie ein Krimi, in dem der Mörder von Anfang an feststeht. Der Wissensvorsprung des Zuschauers entlarvt die Kälte und Stringenz des Verrats aller Beteiligten. Entsprechend sinkt die Spannungskurve. Nur Anika Mauer als gekonnt kühle Kokette und der souverän grobschlächtige Peter Krämer verleihen dem Ganzen ein wenig Farbe.

+++ St.-Pauli-Theater: Letzter Vorhang einer Ehe +++

Erstaunt erinnert man sich, dass Pinter für sein Werk 2005 den Literaturnobelpreis erhielt. Das mag seinem erwiesenen politischen Engagement gegen Menschenrechtsverletzungen geschuldet sein. An diesem Stück kann es nicht liegen.

Betrogen bis 30. Oktober, jew. 20.00, So 19.00, St.-Pauli-Theater, Spielbudenplatz 29-30