In Bayreuth und in Leipzig laufen die Vorbereitungen für die Jahrhundertfestspiele 2013 jetzt schon auf Hochtouren

Berlin/Bayreuth. "Ich sehe", hat sich Richard Wagner einst beklagt, "meine Freunde arbeiten noch lange nicht genug für mein Interesse!" Nun, zurzeit hätte der Meister keinen Anlass zur Klage. Die Vorbereitungen für die Jahrhundertfestspiele 2013 laufen jetzt schon auf Hochtouren, denn anlässlich Wagners 200. Geburtstags wird es in Bayreuth nicht nur einen neuen "Ring" geben, sondern auch erstmals die drei Frühwerke, die nicht zum Festspiel-Kanon gehören. Allerdings werden "Rienzi" (Regie: Matthias von Stegmann, musikalische Leitung: Christian Thielemann), "Das Liebesverbot" (Aron Stiehl/Constantin Trinks) und "Die Feen" (konzertant, Dirigat: Ulf Schirmer) nicht im Festspielhaus selbst zur Aufführung kommen, sondern unten in der Stadt, in der eigens dafür hergerichteten Oberfrankenhalle.

Ermöglicht wird dieser Kraftakt durch die Kooperation mit dem Gewandhausorchester und dem Opernhaus der Stadt Leipzig, die sich, wie Oberbürgermeister Burkhard Jung gestern in Berlin erklärte, fest vorgenommen hat, "Richard Wagner in seiner Geburtsstadt wieder heimischer werden zu lassen". Leipzig wird den größten Sohn der Stadt in zwei Jahren auch noch mit einer eigenen Festwoche feiern.

Auch in Bayreuth beginnen die Festivitäten am 22. Mai 2013. Und zwar im Festspielhaus. Christian Thielemann wird das Geburtstagskonzert dirigieren, unter anderem den ersten Akt aus der "Walküre". Anschließend soll in der ganzen Stadt gefeiert werden, denn schließlich ist Bayreuth, wie Sven Friedrich gestern in Berlin flapsig meinte, unbestritten "das Epizentrum" aller Wagnerei. Der Direktor des Richard-Wagner-Museums, des Nationalarchivs und der Forschungsstätte der Richard-Wagner-Stiftung sprach von einem schönen Brückenschlag zwischen Leipzig und Bayreuth und erinnerte in diesem Zusammenhang an die wichtigen Leipziger Wagner-Inszenierungen von Joachim Herz in den sechziger und siebziger Jahren. Vor allem Herz' "Ring"-Interpretation, so Friedrich, habe westlichen Opernregisseuren neue Wege aufgezeigt.

Den neuen Bayreuther Jahrhundert-"Ring" wird Frank Castorf in Szene setzen. Der Chef der Berliner Volksbühne habe den Vertrag zwar noch nicht unterschieben, erklärten die beiden Festspielleiterinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier gestern in Berlin, aber er habe am Wochenende definitiv Ja gesagt. Die Wagner-Welt könne also "sehr beruhigt" sein. Und nein, man rechne nicht damit, dass das noch schiefgehe, und habe auch keinen Plan B. "Da wir ein seriöses Haus sind", so Katharina Wagner, "fragen wir immer nur einen Regisseur für ein Projekt an." Im Übrigen sei Castorf ja ein Vollprofi - was wohl heißen sollte, dass sich der Berliner seiner Verantwortung bewusst ist. Das kann man nur hoffen, nachdem die "Ring"-Verhandlungen mit Wim Wenders im April so überraschend gescheitert sind.

Leipzig lässt sich das Wagner-Jubiläumsjahr 570 000 Euro extra kosten, und auch die Stadt Bayreuth "wird tief in die Tasche greifen". Wie tief, wollte Sven Friedrich bei der Vorstellung des Programms in Berlin nicht sagen, weil der Stadtrat diesen Extra-Etat noch nicht abgesegnet hat. Fest steht aber, dass es dank des Engagements etlicher neuer Sponsoren zusätzlich einen Kurzfilmwettbewerb ("Happy Birthday, Richard Wagner!") und einen Rap-Wettbewerb ("Wagner Goes Rap") geben wird. Außerdem sind Wissenschaftler aller Disziplinen aufgerufen, sich mit den "Perspektiven der Wagner-Rezeption im 21. Jahrhundert" zu beschäftigen, und zwei noch nicht namentlich genannte internationale Wagner-Sänger werden im Sommer 2013 in Bayreuth Meisterkurse geben, die anschließend in ein öffentliches Konzert münden.

Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass Wagners Freunde quasi alles tun, um die Jahrhundertfestspiele zu einem Erfolg zu machen.