Ilse Gräfin von Bredows neue amüsante Texte über die Vor- und Nachteile des Älterwerdens

Wann sind wir alt? Wenn die normalsten Sachen zur Sensation erklärt werden. ("In Ihrem Alter noch immer ohne Stock!") Wann sind wir uralt? Wenn der Hut plötzlich kein Hut mehr ist, sondern ein Hütchen. ("Was haben Sie für ein reizendes Hütchen auf!")

Sagt Ilse Gräfin von Bredow, die erneut ein amüsantes Buch über Vor- und Nachteile des Älterwerdens geschrieben hat. Zu den Nachteilen gehört zweifellos, dass es mit der Konstitution stetig bergab geht und Katastrophen nun nahezu täglich gemeistert werden müssen. Zu den Vorteilen gehört unbestritten ein von Galgenhumor beseelter Fatalismus, denn schließlich hat der Uralte begriffen, dass sowieso niemand da ist, wenn er ihn braucht, und dass er mit entscheidenden Fragen des Lebens - "Wie komme ich aus der Badewanne, nachdem mich dort ein leichter Schlaganfall getroffen hat?" - selbst fertig werden muss.

"Nach mir die Sintflut" ist gewissermaßen die Fortsetzung des 2009 erschienenen Erzählungsbandes "Das Hörgerät im Azaleentopf", und wieder finden sich in den Geschichten viele heitere Erinnerungen an die märkische Kindheit. Die komischste gilt einem chronisch verschuldeten Onkel, der seinen Gläubigern folgenden Brief zu schreiben pflegte: "Sehr geehrte Herren! In der Weihnachtszeit findet bei mir zu Hause regelmäßig eine Lotterie mit unbezahlten Rechnungen statt. Sollte ich aber noch eine einzige Mahnung von Ihnen erhalten, sehe ich mich gezwungen, Ihre Rechnung von der Verlosung auszuschließen." Das ist derselbe wunderbar leichte Ton, der Ilse von Bredows Roman "Kartoffeln mit Stippe" Ende der 70er-Jahre zu einem Bestseller gemacht hat.

Ilse Gräfin von Bredow: "Nach mir die Sintflut", Scherz-Verlag, 14,95 Euro