“Am Ende des Westerns“ bringt Westafrika auf die Bühne

Hamburg. "Am Ende des Westerns" liegt einer im Staub. Der, der den längsten Atem hat, die meisten Anhänger hinter sich weiß, hat gewonnen. "Komm her, stirb für mich", brüllt der Tänzer Franck Edmond Yao und scheucht die Zuschauer mit wenigen Gesten von einer Seite zur nächsten.

In der neuen Performance der Hamburger Theatermacherin Monika Gintersdorfer und des Berliner Künstlers Knut Klaßen transportieren Yao und die Performer Gotta Depri, DJ Meko, SKelly, Shaggy Sharoof, der wie immer rasant simultan übersetzende Hauke Heumann sowie der Hamburger Musiker Ted Gaier die ganz realen Wild-West-Zustände an der Elfenbeinküste auf die Kampnagel-Bühne.

Unversehens befindet sich der Besucher mittendrin im Chaos auf den Straßen im Herbst 2010. Als zwei Präsidenten den demokratischen Wahlsieg für sich reklamierten und das öffentliche Leben für sechs Monate lahmlegten. Motto des Amtsinhabers: "Man gewinnt oder man gewinnt".

Der gestreifte Quader, der auf der Bühne steht, wird da zum Labyrinth des Undurchschaubaren. Und wie im tatsächlichen Leben an der westafrikanischen Küste ist schwer auszumachen, wer ist Freund, wer Feind? Wer hat die besseren Argumente? Wer manipuliert schlauer? Alle starren misstrauisch vor sich hin. So nebulös, wie die politische Richtung ist da auch die der Performance. Die Zuschauer sehen sich einer Flut von Informationen gegenüber und müssen parallel reaktionsschnell auf simultane Schauplätze achten. Auch kleine Gesten verraten eine Menge über das Dilemma der Demokratie. Über die Schwierigkeit, wer wen repräsentiert. Auch wenn es nur gilt, den eigenen Lieblingsduft unters Volk zu bringen.

Gintersdorfer/Klaßen fügen ihrem Thema, die afrikanische Kultur auch inhaltlich zu "übersetzen", sie nicht nur dem trainierten Körper zu überlassen, eine weitere Variation hinzu. Das ist ihnen und dem deutsch-ivorischen Team erneut auf raffinierte Weise gelungen. Allerdings überwiegen hier die Textgebirge zulasten des Spiels. Dadurch erhält dieser Polit-Krimi etwas ungewollt Statisches, fast Verweigerndes.

Am Ende des Westerns 22.10., 21.00, Kampnagel, Jarrestraße 20-24, Karten unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de