Im Freilichtmuseum am Kiekeberg erfahren die Besucher viel über das Leben im 19. und 20. Jahrhundert. An diesem Wochenende wird Brot gebacken und getischlert

Kiekeberg. Der Spaziergang führt uns mehr als 200 Jahre zurück: alte Bauernhäuser wie der Pringer Hof aus dem frühen 19. Jahrhundert, eine Dorfschmiede, Ställe, in denen Schweine grunzen, Speicher und Scheunen. Dazwischen ein Ziehbrunnen, Gehege mit Schafen und Pferden, ein historischer Tanzsaal mit wunderschönen Wandgemälden. Im Freilichtmuseum am Kiekeberg tauchen die Besucher in eine längst vergangenen Epoche ein. Wenn Familien dieses weitläufige und idyllische Gelände erkunden, werden sie dennoch nicht mit einer vermeintlich "guten alten Zeit" konfrontiert, sondern erfahren sehr anschaulich, wie Menschen vom frühen 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts im dörflichen Milieu in Niedersachsen gelebt haben.

Die Lebensverhältnisse waren ärmlich, die Häuser und Katen wurden aus billigem Lehmflechtwerk erbaut, nur wenige reiche Landbesitzer konnten sich Besseres leisten. Ein Beispiel ist der bereits 1612 erbaute Silberhof, eines der prachtvollsten Bauernhäuser in ganz Niedersachsen Wer eintritt, und auf dem Kiekeberg können die Besucher fast jedes Haus betreten, sieht behagliche Stuben und reich verzierte Bauernmöbel, die von beträchtlichem Wohlstand zeugen.

Ganz anders erging es den einstigen Bewohnern des Häuslingshauses aus Emsen, das etwa um 1800 erbaut wurde. Wer sein Leben in solch engen Räumen zubringen musste, gehörte zur Unterschicht. Häuslinge waren landwirtschaftliche Hilfskräfte, die ein Haus bewohnten, das man ihnen zugewiesen hatte. Neben der Arbeit für den Bauern hielten sie eigenes Vieh, verdienten sich zusätzlich noch Geld durch die Herstellung von Holzschuhen oder Körben.

Das Museum dokumentiert mit einer erstaunlichen Fülle originaler Sachzeugen die Entwicklung des ländlichen Lebens: von der bäuerlichen Wirtschaft früherer Jahrhunderte über die Technisierung auf dem Dorf bis zur Nachkriegszeit. So ist im Ausstellungsgebäude ein damals moderner Bauernhof aus den 1950er-Jahren aufgebaut. Als könnte die Bauernfamilie aus der bundesdeutschen Wirtschaftswunderzeit jeden Moment zurückkehren.

"Bei uns sind die meisten Exponate für Besucher jeden Alters frei zugänglich, vieles kann ausprobiert werden", sagt Museumsmitarbeiterin Marion Junker und erzählt, dass in der Schaubäckerei an jedem Wochenende Brot gebacken wird. Am heutigen Sonnabend wird zudem ganztags vorgeführt, wie Tischler Intarsien schneiden. Und Kinder ab vier Jahren können am gesamten Wochenende mit herbstlichen Materialien basten - kostenlos und ohne Anmeldung.

Eine kulinarische Zeitreise treten die Besucher im Gasthof Stoof Mudders Kroog gleich im Eingangsbereich an. Dort sieht es nicht nur aus wie im Dorfgasthof aus dem frühen 20. Jahrhundert, dort bietet man auch deftige Kost nach überlieferten Rezepten an. Dazu gibt es echte Fassbrause - wie früher.

Freilichtmuseum am Kiekeberg Sa/So 10.00-18.00, Bus 4244 (ab Harburg ZOB und S-Bahn-Haltestelle Neuwiedenthal), Eintritt 7,-, unter 18 Jahren frei; www.kiekeberg-museum.de