Eine Glosse von Tom R. Schulz

Den Franken sagt man eine gegenüber den Normaldeutschen erhöhte Wendigkeit nach. Wenn der Jazzclub Bayreuth im Liszt-Jahr das Segel seines alljährlichen "Jazz-Novembers" flugs in den günstigen Wind des Jubeljahrs setzt, so ist dies dafür der beste Beweis. Liszt, obschon der Erfindung des Swings wie auch der Verwendung von Blue notes jeglicher Art eher unverdächtig, muss schließlich schon wegen seiner stupenden Virtuosität jeden Jazz-Pianisten entzücken und inspirieren. Außerdem kann man das Geburtsland des Helden, dessen sterbliche Überreste einst in Bayreuther Erde hinabgelassen wurden, so prima zur Schirmherrschaft anstiften und ungarischen Jazz präsentieren.

Was die Veranstalter freimütig "lisztigen Jazz" nennen, sollte Schule machen. Warum nicht in vorläufig noch fiktiven "Leipziger Edvard-Grieg-Tagen" mal die Pop-Sängerinnen Norwegens zusammenbringen? Wir plädieren außerdem für ein "Rolling Over Beethoven"-Rockfestival in Bonn, ein Symposion "Brahms - Pate der Hamburger Schule?" im Uebel und Gefährlich oder ein Percussion-Festival "Groovin' With György Ligeti" an der Musikhochschule. Da müssten dann wieder die Ungarn ran.