Charlotte Rampling gewährt in dem Porträtfilm “The Look“ Einblick in ihr Innerstes

Den Gedanken an eine Schönheitsoperation findet sie absurd. Über ihre Schlupflider macht sie Scherze. Über das Älterwerden sagt Charlotte Rampling: "Alter ist wie ein Tag im Leben, entweder du akzeptierst ihn oder nicht." Die 65 Jahre alte Schauspielerin hat ihr Alter angenommen wie nur wenige in der Riege der berühmten Aktricen. In einer beeindruckenden Dokumentation durfte die deutsche Filmemacherin Angelina Maccarone den englischen Star in Nahaufnahmen porträtieren. Nicht nur mit der Kamera, sondern auch mit den Fragen und den neun Themen, die behandelt werden.

Es geht um Alter und Schönheit, um Tabus und Dämonen, um Liebe und Begehren. Am Ende des 97 Minuten langen dokumentarischen Films hat man das Gefühl, bis ins Innerste dieser Künstlerin vorgedrungen und reich beschenkt worden zu sein: mit nachdenklich stimmenden Weisheiten und Erkenntnissen dieser klugen Frau, die auch für das eigene Leben von Bedeutung sein könnten. Außerdem macht diese Doku einfach Lust, sich jeden Film mit Charlotte Rampling anzusehen, auch oder erst recht die umstrittenen wie etwa "Der Nachtportier", in dem sie eine KZ-Überlebende mit einer sadomasochistischen Beziehung zu ihrem SS-Peiniger spielt, oder "Max mon Amour" von Nagisa Oshima, der die Liebe zwischen einer Frau und einem Schimpansen schildert.

Beim Ausloten ihres Lebens und ihrer Kunst trifft Charlotte Rampling auf eine Reihe von Weggefährten, mit denen sie gemeinsam diese großen Fragen reflektiert. Regisseurin Maccarone hat unter anderem Begegnungen mit den Fotografen Peter Lindbergh und Jürgen Teller, den Schriftstellern Paul Auster und Frederick Seidel sowie mit Ramplings ältestem Sohn Barnaby Southcombe gefilmt. Sie schafft es dabei, Nähe zu erzeugen, ohne distanzlos zu sein. Das ist große Kunst.

Bewertung: überragend

Charlotte Rampling - The Look D/F 2011, 97 Min., o. A., R: Angelina Maccarone, täglich im Holi; www.thelook-derfilm.de