Hamburg. Sie kamen, sangen und erfüllten alle Erwartungen, die man so an einen Knabenchor hat. Die gut 50 Jungs vom Thomanerchor Leipzig haben im Michel Werke aus fünf Jahrhunderten gesungen, mit glasklaren Stimmen und in Matrosenanzügen.

Der Psalm "Jauchzet dem Herrn alle Welt" von Mendelssohn nahm Chorleiter Georg Christoph Biller in einem gelassen schwingenden Duktus und präsentierte gleich zu Beginn seine hervorragenden Chorsolisten. Er differenzierte dynamisch fein; das volle Volumen leuchtete erst in Franz Liszts "Seligpreisungen".

Schade nur, dass das Programmheft kein Wort über die Werke verlor, nicht einmal eine Jahreszahl. Nur die Texte waren zu verschmerzen, die waren erfreulich verständlich. Dass die Intonation gelegentlich verrutschte, war verzeihlich - und auch, dass Bachs doppelchörige Motette "Der Geist hilft unserer Schwachheit auf" für die Jüngeren noch zu komplex zu sein schien. Hausherr Christoph Schoener bereicherte den Abend mit Werken von Liszt, die er gleichsam im Dialog mit sich selbst an zwei Orgeln spielte.