Hamburg. Zeit vergeht, Bässe pumpen. Der DJ gibt den Ton an. Ein normaler Sonnabend. Wenn der Plattendreher (der völlig ohne Vinyl auskommt) nicht Paul Kalkbrenner heißen würde und statt in einem kleinen Klub in der ausverkauften Sporthalle auflegen würde.

"Icke wieder" heißen Album und Tour, man mag leise Selbstironie vermuten. DJing ist Geschäft, Kalkbrenner ist das beste Beispiel. Seit seiner Hauptrolle im Film "Berlin Calling" und dem dazugehörigen Soundtrack scheint der Berliner nichts falsch machen zu können. Platten, Doku-DVDs, Konzerte: Alles funktioniert. Sogar DJ-Sets vor 7000 Fans. Alle feiern, tanzen, kaufen Merchandising-Gerümpel und schießen Erinnerungsfotos.

Dabei war es gar nicht so wahnsinnig aufregend. Die drei Stunden und 20 Minuten ließen sich ohne Weiteres auf ein Wort verkürzen: Bass. Der Sound war beeindruckend, aber einseitig. Die Tieftöner pumpten Abrisskugeln aus Schallwellen in den Raum, alle anderen Frequenzlagen spielten lediglich die zweite Geige.

Was der Menge ein ums andere Mal Freudenschreie entlockte, machte den Auftritt aber auch irgendwann langweilig. Denn die tiefen Töne fraßen zuverlässig alle vorher aufgebauten anderen Strukturen auf, ließen kaum Platz für Ecken und Kanten, die den noch nicht in Tanz-Trance versunkenen Zuhörer hätten aufhorchen lassen.

Insofern war Pauls jüngerer Bruder Fritz Kalkbrenner, der zum Auftakt des Konzerts immerhin eine Stunde lang die Leute warm machen durfte, besser dran. Er durfte noch nicht auf das volle Potenzial der Verstärkeranlage zugreifen. Und wirkte allein dadurch interessanter.