Hamburg. An seinen "Kiezstürmer-Wochenenden" gibt das St.-Pauli-Theater Nachwuchs-Regisseuren die Möglichkeit, Themen auf der Bühne zu bearbeiten, die frei von ihnen gewählt sind. Mit ihrer Produktion "Wie man sich in einer Scheibe spiegelt" hat die Regiestudentin Kathia von Roth nun bewiesen, dass diese Freiheit kreativ macht. Es waren knapp 90 mutig ausgereizte Minuten, die vom Wahn der Selbstverwirklichung in unserer Gesellschaft erzählen. Von erzwungener Individualität und davon, wie stumpf und närrisch sie uns eigentlich macht.

Die Figuren des Stückes sind namenlos, stecken in der Hülle des "Man-selber-Seins" fest. Auf ihren Barhockern sitzend, spielen die drei Schauspieler - großartig: Philipp Meyer von Rouden, Alina Weber und Nehle Breer - verschiedene Klischeetypen, die unter sich selbst und ihrem Image leiden. Das Publikum wird konfrontiert mit Hasstiraden, nicht enden wollenden Lachkrämpfen und langem Schweigen.

Kathia von Roth macht aus dem Stück Slapstick, mal sarkastisch, mal wirklich albern, teils urkomisch, aber immer mit Substanz.