Das Duo Lelavision fantasiert auf Kampnagel, ein Glühwürmchen streitet sich, und Wale werden gesichtet

Kampnagel. Vielleicht haben sich Ela Lamblin und Leah Mann als Kinder mal in einen Eimer gesetzt. Oder sie haben ihn sich auf den Kopf gesetzt wie einen Ritterhelm - und steckten fest. Homer Simpson ist das passiert, er sah aus wie ein Trottel und brauchte lange, um sich zu befreien. Ela Lamblin und Leah Mann aber kriechen, stecken und turnen auf, in und um die merkwürdigsten Gegenstände, und das Lachen, das sie ernten, ist nicht das des Hohns, sondern des unschuldigen, entzückten Staunens.

Vor 15 Jahren gründeten Choreografin Leah Mann und Skulpteur und Musiker Ela Lamblin in Seattle ihr Performance-Projekt Lelavision, das im Titel nicht nur ein Wortspiel aus den Vornamen, sondern auch den aus dem altindischen Sanskrit stammenden Begriff "Leela" trägt: das "Spiel Gottes". Übertragen auf Lelavisions Konzept der "Physical Music" bedeutet dieses Spiel die Einheit ihrer Schöpfung aus Musik, Tanz, Ausdruck, Emotion und Handwerk. So hämmerte Ela Lamblin, der sich schon als Kind sein Spielzeug selbst basteln musste, für die Performance "The Orbacles" zwei Stahlkugeln zusammen. In diesen medizinballgroßen Kugeln verschwinden die beiden völlig, rollen über die Bühne, treffen aufeinander und verwandeln sich in Käfer, dann in Menschen. Das ist nicht nur Kunst, sondern sieht auch sehr lustig aus.

Beeindruckend ist auch die Performance "The Volcano": Auf einem rotierenden, mit Pianosaiten bespannten Stahlkegel balancieren, turnen und trommeln die beiden, bis sie im Kegel verschwinden und - wie in "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" - wieder aus dem Vulkan ausgespuckt werden.

Es ist ein stetes Spiel der Metamorphosen, witzig und irrwitzig choreografiert und mit unglaublichem Erfindungsgeist und viel Fantasie präsentiert. Ob man nun versucht, den hintergründigen Gleichnissen auf die Schliche zu kommen, oder einfach nur zuschaut, wie sich das Paar neigt, zwängt und biegt, bleibt jedem Besucher von sechs Jahren an überlassen. Im Rahmen des Hamburger KinderKinder-Festivals feiert Lelavision am Sonnabend und Sonntag seine Deutschland-Premiere auf Kampnagel.

Von Käfern zu Glühwürmchen: Filippo ist so ein Leuchtkäfer, der es sich mit seinem Schmetterlingsfreund Leo in einem Garten gut gehen lässt. Doch irgendwann kommt es zum Streit, und ob die Hummel Plüschpo und die Fliege Apollina schlichten können, erfahren Kinder ab sechs Jahren am Sonntag im Schauspielhaus: Die Hamburger Kinderbuchautorin Ellen Sell liest die Kurzgeschichte "Filippo, das Glühwürmchen" und einen Auszug aus dem Buch "Pauline Knabberschreck", begleitet von "Jugend musiziert".

Größere Tiere stehen am Sonnabend und Sonntag im Hamburgmuseum im Mittelpunkt des Interesses: Die Führung "Wale! Wale!" erklärt eine Stunde lang die Bedeutung der Riesen der Meere für die Hansestadt und den Aufstieg und Fall des Hamburger Walfangs von den frühen Grönlandfahrten bis zum Ende. Wer will, kann am Sonntag (14 Uhr, 2 Euro) anschließend noch kleine Moby Dicks aus Pappmache basteln. Da bläst er!

KinderKinder-Festival: Physical Music - Lelavision Sa 15.10., 16.00, So 16.10., 11.30, 16.00, Kampnagel K1 (Bus.172, 173), Jarrestraße 20, Karten 8,-/6,-; T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de

Ellen Sell: "Filippo, das Glühwürmchen"; "Pauline Knabberschreck" So 16.10., 11.00, Deutsches Schauspielhaus (U/S Hauptbahnhof), Kirchenallee 39, Eintritt frei; www.schauspielhaus.de

Familienführung: Wale! Wale! Sa/So 15./16.10., jeweils 13.00-14.00, Hamburgmuseum (U St. Pauli), Holstenwall 24, Eintritt 8,-; Kinder u. 18. J. frei; www.hamburgmuseum.de