Der ehemalige Miles-Davis-Schlagzeuger gastiert an diesem Sonnabend im Birdland mit seinem Quartett

Birdland. New York ist gespickt mit erstklassigen Jazzmusikern. Das war früher so, das ist heute so. Die Konkurrenz in der Metropole ist riesig, und es gehört eine Menge Glück dazu, ein Engagement bei einem der großen Bandleader zu bekommen. Al Foster hatte dieses Glück. 1972 spielte er in der Band des unbekannten Bassisten Earl Mays im Cellar-Club, einem Restaurant in der 95. Straße in Manhattan.

Miles Davis besuchte den Klub öfter nicht nur wegen der Musik, sondern auch wegen der leckeren Brathühnchen, die dort serviert wurden. Als Davis wieder einmal in den Klub hereinschneite, sah er dort Foster auf dem Schlagzeugschemel und heuerte ihn vom Fleck weg für seine Band an. Jack DeJohnette hatte ihn gerade verlassen, er brauchte einen neuen Trommler. "Er war umwerfend mit seinem Groove und seinen messerscharfen Einsätzen. Genau das suchte ich", schrieb Davis in seiner Autobiografie.

Für den damals 28 Jahre alten Drummer war dieses Angebot wie ein Ritterschlag. Beim Album "Big Fun" (erschienen 1974) war Foster zum ersten Mal als Teil einer vierköpfigen Percussionsgruppe dabei. Bei der Komposition "Ife" trommelten außer ihm Billy Hart (Schlagzeug), Mtume (Percussion) und Badal Roy (Tablas). "Foster legte das Fundament, auf dem jeder aufbauen konnte, und dann hielt er den Groove bis in alle Ewigkeit durch. Al war Buddy Miles sehr ähnlich, und genauso stellte ich mir einen Drummer vor. Billy Hart gefiel mir zwar auch, aber Al Foster hatte einfach alles, was ein Drummer haben muss", sagte Davis.

Bis 1985 gehörte Foster zur Band des als schwierig und arrogant geltenden Bandleaders, länger als je ein anderer Schlagzeuger vor ihm. Er war unter anderem bei Alben wie "Agharta", "The Man With The Horn", "Decoy" und "You're Under Arrest" dabei.

Seit vielen Jahren bereits ist Al Foster mit seiner eigenen Band unterwegs. 1996 gründete er das Quartett, zu dem der in Israel geborene Saxofonist El Degibri, der Pianist Adam Birnbaum und der Bassist Douglas Weiss gehören. Schon in den 70er-Jahren hat der in Richmond/Virginia geborene und in New York aufgewachsene Schlagzeuger eigene Kompositionen geschrieben. Stilistisch bewegt er sich zwischen den Polen Hardbop, Free und Jazz Rock. Foster kann extrem hart schlagen, um einen Groove voranzutreiben, er beherrscht aber auch den filigranen Umgang mit Schlagzeugstöcken und Besen.

Man sagt dem afroamerikanischen Trommler geradezu telepathische Fähigkeiten innerhalb einer Band nach. Foster erahnt, wohin es die Solisten während ihrer ausufernden Improvisationen treibt, weil er gut zuhört und die Fähigkeit hat, blitzschnell auf überraschende Wendungen zu reagieren. Diese außergewöhnliche Musikalität bekamen natürlich auch andere Bandleader mit und holten diesen virtuosen Begleiter in ihre Bands.

Während einer Auszeit, die Davis sich Ende der 70er nahm, musizierte Al Foster in der Gruppe des Saxofonisten Sonny Rollins, später spielte er in den Bands von McCoy Tyner, Joe Henderson und Herbie Hancock eine zentrale Rolle - allesamt Musiker, die zur Crème de la Crème des Jazz gehören. Doch die Liste seiner "Kollaborateure" ist noch viel, viel länger.

In den vergangenen Jahren hat Foster mit seinem Quartett mehr als 1000 Konzerte gegeben. In Großbritannien, Frankreich und Italien genauso wie in Polen, Russland und Südafrika, in kleinen Jazzklubs ebenso wie auf großen Festivals. Wenn ein Weltstar wie er an diesem Sonnabend im Birdland auftritt, hebt das natürlich auch das Renommee des kleinen Klubs, der sein engagiertes Programm ohne öffentliche Förderung zusammenstellt. Für Fans des modernen Jazz in Hamburg ist es die seltene Gelegenheit, einen der ganz Großen hautnah zu erleben und sich von dessen Aura gefangen nehmen zu lassen.

Aber Al Foster ist nicht die einzige Größe, die in diesem Monat im Birdland gastiert. Mit Frank Lacy war bereits vor einer Woche ein erstklassiger US-Musiker zu Gast, am 29. Oktober folgt der Saxofonist Chico Freeman, der zu den wichtigsten Akteuren der Avantgarde-Szene von Chicago zählt und jahrelang nicht mehr in Hamburg aufgetreten ist. Freeman kommt mit dem österreichischen Pianisten Fritz Pauer. Dreimal Weltklasse-Jazz in Eimsbüttel.

Al Foster Quartet Sa 15.10., 21.00, Birdland (Metrobus 25), Gärtnerstr. 122, Karten 15,-; Internet: www.jazzclub-birdland.de