Das überragende Drama “Tyrannosaur“ wirkt lange nach - ist ein manchmal schwer anzusehender Film.

Der deutsche Titelzusatz "Eine Liebesgeschichte" mutet zunächst einmal befremdlich an angesichts dessen, was der Film zeigt an Brutalität, die Menschen anderen Menschen und sich selber antun. Peter Mullan verkörpert Joseph, den Mann, der sich nicht unter Kontrolle hat, bis hin zur Selbstzerstörung. Der treueste Gefährte des arbeitslosen Witwers, dessen Ehefrau einen langsamen qualvollen Tod gestorben ist, wie er später einmal erzählt, ist sein Hund. Deshalb ist der Zuschauer zu Recht schockiert über das, was Joseph ihm gleich zu Beginn antut in einem seiner regelmäßig auftretenden Wutanfälle, die oft genug mit seinem Alkoholpegel zusammenhängen.

Als Joseph eines Tages, mehr auf der Flucht vor sich selbst, den Wohlfahrtsladen von Hannah betritt, glaubt der Zuschauer zu ahnen, was für eine Geschichte dieser Film erzählen wird. Denn Hannah scheint in allem das Gegenteil von Joseph: freundlich, ruhig, mit einer Kraft im Glauben. Doch dieser erste Eindruck täuscht: Hannah ist weit schwerer vom Schicksal geschlagen als Joseph. Was ihr Mann mit ihr macht, ist schwer in Worte zu fassen, das Wenige, was der Film davon zeigt, ist schon hart zu ertragen. Dies ist also kein Film über die Rettung eines Mannes durch eine Frau, aber ebenso wenig erzählt er die umgekehrte Geschichte.

"Tyrannosaur" ist das Regiedebüt des Schauspielers Paddy Considine, hierzulande zu Unrecht ebenso wenig bekannt wie der Regisseur, mit dem er wiederholt zusammengearbeitet hat, Shane Meadows - bei dessen "Blutrache - Dead Man's Shoes" er auch am Drehbuch mitgeschrieben hat. "Tyrannosaur" ist ein manchmal schwer anzusehender Film, der wie ein Schlag in die Magengrube wirkt und den man so schnell nicht vergisst.

Bewertung: überragend

Tyrannosaur - Eine Liebesgeschichte GB 2011, 92 Min., ab 16 J., R: Paddy Considine, D: Peter Mullan, Olivia Colman, täglich im 3001; www.Tyrannosaur.kinokontrovers.de