Wale! Wale! ist ein Schlachtruf, der noch immer die Senioren unter uns in Angst und Schrecken zu versetzen vermag. Wale! Wale! gellte es in mancher Nacht durch Hamburg und riss die Leute aus dem Schlaf, die sich dann eng auf dem Michel drängten oder anderen hohen Gebäuden.

An die große Walschwemme von 1897 erinnern sich heute nur noch die wenigsten unter uns. Die Zeit, als Wale zu Hunderten nach Hamburg schwammen. Im Schutze der Dunkelheit schoben sich diese dorfgroßen Biester die Elbe hinauf zu den Landungsbrücken, wo dann oft bis zu 200 Wale zu schaukeln und zu schwappen begannen, sodass die Elbe über die Ufer trat und die Wale mit ihr ins Innere der Stadt drangen.

Der Wal soll den Japaner zum Godzilla inspiriert haben. Und auch King Kong soll auf die Hamburger Walschwemme zurückgehen. Freilich, King Whale klingt auch gut, aber so ein Wal würde es ja nie aufs Empire State Building schaffen.

Was der Wal in der Hansestadt wollte, konnte nie geklärt werden. Sicher ist nur, dass immer wieder Wale hier hertrieben, wo ihre pummeligen, schwammigen Leiber eine Welle der Verwüstung hinterließen. Noch heute ist die Nikolaikirche zerstört - Wale.

Die Elbe ging, die Wale blieben. Sie lagen am Jungfernstieg, Rathausmarkt, Neuen Wall - das zweite "l" kam später dazu - wo sie langsam vertrockneten und porös wurden. Manche schafften es noch in die Alster, der Rest zerbröselte und wurde weggefegt.

Vermutlich sind es die Gene, so Forscher, die den Wal aus den Ozeanen die Elbe rauf nach Hamburg schwimmen ließen. Eine genetische Information, die auch die Raupe dazu bringt, sich zu verpuppen. Trotzdem bleibt es ein Phänomen. Derzeit ist es ruhig, nur 1962 glaubte man kurz, die Wale kämen zurück. Noch heute schreckt manch Rentner aus dem Schlaf und schreit: Wale! Wale! Am 15.10. gibt es im Hamburgmuseum eine Führung unter diesem Titel.