Erstmals gemeinsam auf der Bühne: Die Sprecher der Hörspielserie “TKKG“ beenden mit einer Autorenlesung das Krimifestival auf Kampnagel

Kampnagel. Die Frage, welche Jugendkrimi-Hörspielserie man im entsprechenden Alter konsumiert hat, ist eine Glaubensfrage der Marke "Kaffee oder Tee, Schoko oder Vanille". Nach der "TKKG"-Bande gefragt, lautet die Antwort meiner Kollegin prompt: ",TKKG'? - Nee, bei mir waren es eher die drei Fragezeichen!"

Als kleine Schwester meines großen Bruders hatte sich diese Frage zumindest für mich frühzeitig erübrigt, denn seine Serie hieß "TKKG". Den Part des starken, selbstbewussten Anführers Tim alias Tarzan übernahm er gedanklich gewiss gern, während jedes Mädchen wohl ebenso gern so blond und schön und beliebt gewesen wäre wie die Kommissars-Tochter Gaby Glockner.

Genannte zwei Figuren bilden auch schon die halbe "TKKG"-Bande, denn das Akronym steht für die Anfangsbuchstaben der Protagonisten Tim, Karl, Klößchen und Gaby. Karl ist der schlaue Brillenträger, der im heutigen Sprachgebrauch wohl ein klassischer Nerd wäre, und Willi Sauerlich, genannt Klößchen, ist der gutmütige, allerdings etwas dicklich-träge Sohn eines Schokoladenfabrikanten.

Die vier Freunde, die je nach Folge zwischen zwölf und 14 Jahre alt sind, lösen seit 1979 immer wieder Kriminalfälle und setzen sich mit jugendlichem Leichtsinn und beeindruckendem Enthusiasmus für Gerechtigkeit ein. Von bislang 175 Hörspielfolgen wurden gut 30 Millionen Tonträger verkauft.

Jede Figur ist für sich genommen reichlich überzeichnet und gerade deshalb irgendwie so liebenswert und nachvollziehbar. Durch klare Bilder, Klischees und gängige Vorurteile werfen vor allem in den früheren "TKKG"-Folgen zwielichtige Gestalten ihre unheilvollen Schatten voraus. Da hat der Bösewicht schon mal ein vernarbtes Gesicht, eine auffällige Tätowierung oder einen südländischen Akzent, und nicht selten werden politisch nicht ganz korrekte Bilder bemüht, um einen bestimmten Effekt zu erzielen.

Dafür hat die Serie natürlich auch einige Kritik geerntet, was ihrer Beliebtheit jedoch keinen Abbruch tut. Schließlich treten die vier Freunde ja immer für die Schwachen und das Gute ein, sodass die nicht ganz vorurteilsfreien Bilder durch einen kräftigen Schuss Moral mehr als geglättet werden. Neben zahlreichen Hörspielen und Büchern erschien 1992 der erste "TKKG"-Kinofilm "Ein Fall für TKKG: Drachenauge", dessen Drehbuch noch aus der Feder des 2007 verstorbenen "TKKG"-Erfinders Rolf Kalmuczak stammt. Der ist übrigens besser bekannt unter dem Pseudonym Stefan Wolf, wobei dies nur eines seiner mehr als 100 Pseudonyme ist. 2006 erschien dann der zweite "TKKG"-Kinofilm "Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine", und mittlerweile gibt es außerdem zahlreiche Computerspiele, Comics und eine zwölfteilige ZDF-Fernsehserie über die jungen Helden.

"Nachtwanderung mit Schrecken - Neue Abenteuer im Ferienlager" ist der Titel der neuen und 175. Folge, die am 5. November beim Hamburger Krimifestival als "TKKG"-Autorenlesung mit den Sprechern der Hörspielserie vorgestellt wird. Autor Kai Schwind wird die Geschichte erzählen. Zum ersten Mal werden die vier Sprecher gemeinsam auf der Bühne zu erleben sein: Sascha Draeger alias Tim, Niki Nowotny, Sprecher des Karl, Manou Lubowski als Klößchen und die Gaby-Stimme Rhea Harder. Die Uraufführung der neuen "TKKG"-Folge ist das spannende Finale des Hamburger Krimifestivals und ein Muss für jeden, der schon immer einmal wissen wollte, welche Gesichter sich hinter den vertrauten Hörspiel-Stimmen verbergen.

"TKKG" - Autorenlesung mit den Sprechern der Hörspielserie, Sa 5.11., 19.00, Kampnagel, Eintr. 12,-, Hamburger Krimifestival: 1. bis 5. November, Karten in allen Heymann-Buchhandlungen, den Abendblatt-Ticketshops und unter der HA-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98; Programm-Infos im Internet: www.krimifestival-hamburg.de