Mit “Ashes & Fire“ legt US-Rock-Tausendsassa Ryan Adams schon wieder ein neues Album vor. Es ist das Werk eines Angekommenen.

Hand aufs Herz - ist jetzt wirklich jemand überrascht, dass kaum ein Dreivierteljahr nach der bislang letzten künstlerischen Wortmeldung des amerikanischen Musikus Ryan Adams, sie kam daher im Gewande einer Doppel-CD, das nächste Werk des Tausendsassas erscheint? Wohl kaum. "Ashes & Fire" heißt das neue Album. Er hat es ohne die Cardinals aufgenommen. Die Cardinals sind die etatmäßige Begleitband von Ryan Adams, mit ihr hat er fünf Platten eingespielt. Das kurz vor Jahresschluss 2010 noch schnell auf den Markt geworfene Album "III/IV" soll das letzte gemeinsame mit den Kardinälen gewesen sein. Es erschien im Selbstverlag und war eine ziemlich gelungene Pop-Rock-Platte.

"Ashes & Fire" ist ganz anders, wie sich überhaupt das Gesamtwerk des bald 37-Jährigen in zwei Kern-Bereiche aufteilt: Hier der Indie-infizierte Pop und Rock (auf "Rock 'n' Roll" zum Beispiel oder "Love Is Hell"), dort Americana und Roots-Musik (gerne auch "Alternative Country" genannt) reinsten Wassers: "Heartbreaker", "Jacksonville City Nights".

Wie seine bislang kommerziell erfolgreichsten Arbeiten "Gold" und "Easy Tiger" bewegt sich das neue Album zwischen den beiden Polen. Was nicht heißt, dass es lauwarm ist. Sicher ist der früher stets trunkene oder anderweitig bedröhnte Adams kein Hitzkopf mehr, nein. Er ist jetzt verheiratet. Er rennt den Frauen nicht mehr hinterher, und seine Songs ächzen nicht mehr unter dem Herzeleid desjenigen, der sie singt.

Adams barmte und greinte bisweilen, es war ganz herrlich. "Ashes & Fire" klingt zwar nach Zerstörung, aber eigentlich setzt Ryan Adams in den neuen Songs eine Welt zusammen: "You built this house/You built it stone by stone/Hammer in your hand/You built this home/This house is strong/You raised it with your love", singt Adams entspannt im wohl schönsten Song "Come Home", in dem die Pedal Steel schwelgt.

Irgendwie auch sehr pathetisch, die ganze Chose. Ryan Adams lässt man das gerne durchgehen. "Ashes & Fire" ist das Werk eines Angekommenen. Seltsam nur, wie unterschiedlich die Reaktionen sind: Die Traditionalisten sehen Adams mit "Ashes & Fire" zu alter Klasse auflaufen. Alle anderen vermissen den Druck, die Melodien und die schimmernden Gitarren von "III/IV".

Ryan Adams: "Ashes & Fire" (Sony)