Regisseur Lars Becker hat sein Buch “Amigo“ verfilmt. Am Montag läuft der Krimi im ZDF

Ein BKA-Team macht sich von Hamburg aus nach Neapel auf, um dort einen ehemaligen Terroristen zu verhaften. Amigo Steiger (Tobias Moretti) ist vor mehr als 20 Jahren untergetaucht und lebt nun in Süditalien als Gemüsebauer. Eine Bedrohung geht von ihm nicht mehr aus, doch Regisseur und Autor Lars Becker bringt es mit einem Satz auf den Punkt: "Es gibt Ex-Terroristen, aber keine Ex-Opfer."

Mord verjährt nicht, deshalb verfolgt die Justiz auch Steiger Jahrzehnte später noch. Doch der Zugriff klappt nicht, weil der junge BKA-Ermittler Sauerland (Florian David Fitz) den Gesuchten auf eigene Faust stellen will. Steiger weiß, dass er verraten worden ist und macht sich nach Deutschland auf, um den Verräter zu finden.

20 Jahre, nachdem sein Roman "Amigo" erschienen ist, hat Lars Becker sich den Stoff vorgenommen, ihn aktualisiert und für Arte und das ZDF verfilmt. Obwohl die Hauptfiguren ehemalige deutsche Terroristen sind, ist "Amigo - Tod bei Ankunft" kein Politthriller. Becker interessiert sich nur am Rande für die Motive, die Steiger und seine Freunde damals zu gewalttätigen Kämpfern gegen Staat und Establishment gemacht haben, er schildert aktuelle Konfliktfelder wie die Bedrohung eines linken Verlegers (August Zirner) durch Islamisten oder die Kriminalisierung eines Graffiti-Sprayers (Kostja Ullmann), der sich später als Steigers Sohn Rio entpuppt.

"Amigo" ist ein Film noir, der seine Spannung aus der Zwangsläufigkeit bekommt, nach der Amigo Steiger handeln muss. Seine Geschichte hat ihn eingeholt, er kann nicht davonlaufen, sondern muss sich ihr stellen. Rache und die Suche nach der Wahrheit liefern Motive für sein Handeln. Er ist verraten worden, er muss sich rächen. Dabei ist der gesuchte Mörder Steiger kein Killer, er besitzt Moral.

Geschickt lässt Lars Becker in "Amigo" zwei Erzählstränge parallel und in zwei Städten laufen. Der eine führt nach Hamburg zurück, wo Steiger seine früheren Kumpane heimsucht und das BKA ihm auf den Fersen ist, der andere verharrt in Neapel, wo Sauerland nach seiner Schussverletzung im Krankenhaus und einer Rehaklinik bleiben muss. Er recherchiert dort auf eigene Faust. Am Ende führt Becker die beiden Stränge wieder zusammen und setzt eine überraschende Wendung ans Ende seines Thrillers.

Wie bei Becker gewohnt, steht ihm auch bei "Amigo" bis hin zu den kleinsten Nebenrollen ein außergewöhnliches gutes Ensemble zur Verfügung. Neben Moretti, Ullmann, Fitz und Zirner sind auch Jürgen Prochnow, Uwe Ochsenknecht, Ina Weisse und der italienische Filmstar Luca Ward in wichtigen Rollen dabei. Ein kurzes Wiedersehen gibt es auch mit Maren Eggert. In "Amigo" spielt sie - in Anlehnung an den Kieler "Tatort" - eine Polizeipsychologin.

Amigo - Bei Ankunft Tod, 10.10., 20.15 Uhr, ZDF