Eugen Ruge durchmisst in "In Zeiten des abnehmenden Lichts" (Rowohlt, 432 S., 19,90 Euro) das 20. Jahrhundert und dessen politische Wechselfälle anhand des großartigen Porträts einer Kommunisten-Familie. Es ist die Geschichte eines Verfalls, ein fesselnder Epochenroman, eine aus vielen Erzählungen gestaltete Familiengeschichte über Zeit-"Genossen", Fossilien einer untergegangenen Gesellschaft. Entstanden ist ein Bilderbogen, ein "Buddenbrooks"-Roman des Ostens. Hier geht es um Menschen, ihre Hoffnungen und Lebenslügen, um den verbohrten Idealismus einer DDR-Gründergeneration, die opportunistische Loyalität zur Partei und den Unwillen der Nachfolgenden, diesen Idealen zu folgen. Die subjektiven Eindrücke, die Legenden, mit denen die Familiengeschichten zusammengebastelt werden, machen die Menschen lebendig und bringen sie uns ganz nahe.