Den sogenannten "Judenältesten" des Gettos in Lodz, Chaim Rumkowski, gab es wirklich. Die meisten anderen Figuren in Steve Sem-Sandbergs wichtigem Roman "Die Elenden von Lodz" (Klett-Cotta, 651 S., 26,95 Euro) sind aber erfunden. Oder der Realität abgeschaut: Der Schwede Sem-Sandberg, der auch einen Wohnsitz in Wien hat, ließ sich für sein Werk von der Getto-Chronik inspirieren. Die wurde von den dem Tod Geweihten geschrieben, es war ein Vermächtnis für die Nachwelt.

In "Die Elenden von Lodz" wird von den großen und kleinen Dramen erzählt, die sich im Getto abspielten. Und vom großen Menschheitsverbrechen, das auch die seltsame und abgründige Figur Rumkowski nicht verhindern konnte. Am Ende wird der "König" des Gettos zum Verräter seines Volkes, obwohl er es doch retten wollte.