Eher Tipp als geheim: Wu Lyf am 8. Oktober im Molotow - Die Band hat in diesem Jahr bereits Kultstatus im heimischen Großbritannien erreicht.

Kann man es in der heutigen Zeit mit dem allgegenwärtigen Internet noch schaffen, ein Mysterium um sich aufzubauen? Wu Lyf hat es geschafft. Immerhin ein Jahr lang. Das Quartett aus Manchester gab keine Interviews, stellte keine Bilder von sich ins Netz und spielte Konzerte inmitten von Bühnennebel mit Taschentüchern vor den Gesichtern. Natürlich diente diese Verweigerung dazu, einen Hype um die vier jungen Musiker zu kreieren, die zwischen 20 und 22 Jahren alt sind. Das Kalkül ist aufgegangen, denn Wu Lyf haben in diesem Jahr Kultstatus in Großbritannien erreicht und werden von einigen Auguren als eine der wichtigsten Bands des noch jungen Jahrhunderts bezeichnet.

Ob diese Vorschusslorbeeren nicht ein wenig zu hoch gegriffen sind, bleibt abzuwarten. Feststellen muss man jedoch, dass "Go Tell Fire To The Mountan", das Debütalbum von Wu Lyf, schon allein deshalb ein großer Wurf ist, weil es keine andere junge Band gibt, mit der sich der Sound der Mancunians vergleichen ließe.

Da ist zum einen die Orgel. Kein Programm von einem E-Piano, sondern eine richtige Kirchenorgel dröhnt aus den Lautsprechern und eröffnet einige der zehn Kompositionen. Da sind die wütende Stimme von Ellery Roberts, das an Stammestänze erinnernde Getrommel von Joseph Manning, der dumpfe Bass von Thomas McClung und die helle Gitarre von Evans Kati. Die Viererbande lässt ein Klanggebirge in bester Postrock-Tradition entstehen, und die Swans lassen ebenso grüßen wie My Bloody Valentine.

Die Texte von Wu Lyf sind im CD-Booklet abgedruckt, doch sie sind verschlüsselt. "Heavy Pop" nennen Wu Lyf ihren Stil selber, aber sie wollen es ihren Fans schwer machen. Interpretationen sind möglich, Erklärungen und einen leichten Zugang zu dieser mystischen Ästhetik gibt es nicht. Schon der Name gibt Rätsel auf, "World Unite Lucifer Youth Foundation".

Biblische Anspielungen finden sich in der Lyrik, auch der Verweis auf Nick Cave im "Cave Song" ist ein möglicher Hinweis. Man darf gespannt sein, wie lange die junge Band im Obskuren verharren wird. Musikalisch steckt eine Menge Potenzial in ihren Kompositionen. Mehr als jede andere englische Band ihrer Generation wagen Wu Lyf Experimente. Das macht sie in der Tat zu einer wichtigen Band.

Wu Lyf Sa 8.10., 20.00, Molotow (U St. Pauli), Spielbudenplatz 5, Karten zu16,75 im Vorverkauf; www.wulyf.org