Eine Ausstellung im MKG zeigt das Werk von Wolfgang Utzt

Hamburg. Blutige Häupter auf Silberschalen, ein Kopf mit gleich zwei aufgerissenen Mündern, eine Schädelparade, ein verführerisches Frauengesicht mit turmartig aufragender Frisur oder silbrig schimmernde Gesichter, die an venezianische Karnevalsmasken erinnern - einige Werke des Maskenbildners Wolfgang Utzt, die das Museum für Kunst und Gewerbe ab morgen zeigt, führen drastisch vor Augen, dass es im Theater um die elementaren Dinge geht. Um Liebe oder Hass, Leben oder Sterben, Sein oder Nichtsein.

Jahrzehntelang hat der Maskenbildner Wolfgang Utzt mit Regisseuren wie Benno Besson, Friedo Solter, Thomas Langhoff, Heiner Müller, Robert Wilson und Frank Castorf zusammengearbeitet und deren Inszenierungen durch seine Bild-Ideen, Figuren und Gesichter geprägt und beeinflusst. Utzt war Chefmaskenbildner am Deutschen Theater Berlin, er hat Schauspielern ein fantastisches und manchmal auch befremdliches Gesicht gegeben. Seine Masken weisen vielfältige Einflüsse auf, von der archaischen Kunst der Südsee bis zur Commedia dell'Arte.

Die Ausstellung, die das Museum in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Theaterfestival zeigt, ist eine umfassende Werkschau des 1941 geborenen Maskenbildners. Unter dem Titel "In Masken geht die Zeit" sind Arbeiten aus dem Bestand der Stiftung Stadtmuseum Berlin zu sehen, die Utzt unter anderen für Heiner Müllers Doppelinszenierung von Shakespeares "Hamlet" und seiner eigenen "Hamlet-Maschine" (1989/90) geschaffen hat.

Eigentlich, darauf wies Utzt zur Ausstellungseröffnung hin, gehöre der Schauspieler immer dazu, nur durch ihn gewinne die Maske Leben. Die Ausstellung macht jedoch deutlich, dass seine Masken zwar auch Gedächtnisstützen sind und Bilder im Kopf des Betrachters in Gang setzen können, sich aber ebenso als autonome Kunstwerke zu behaupten vermögen.

Blutig, erschreckend, angsteinflößend, manchmal aber auch verletzlich, bizarr verrätselt oder märchenhaft erscheinen die zu äußerst ästhetisch anmutenden Ensembles arrangierten Masken, die einst ihre Funktion in legendären Inszenierungen hatten, die teilweise unter den schwierigen Bedingungen der jeweiligen Ostberliner Kulturpolitik entstanden sind. Ein eigener Ausstellungsbereich ist zum Beispiel der "Faust II"-Inszenierung von Frido Solter gewidmet, mit der das Deutsche Theater 1983 sein 100-jähriges Bestehen feiern wollte.

Warum diese Inszenierung dann kurzfristig abgesagt werden musste, konnte bis heute nicht endgültig geklärt werden, obwohl ein kulturpolitischer Eingriff durch die SED wahrscheinlich ist. Das Material liegt noch immer in der Berliner Akademie der Künste unter Verschluss. Geblieben sind allein die fantastischen Masken von Wolfgang Utzt, die niemals auf der Bühne zu sehen waren, jetzt aber ganz aus der Nähe betrachtet werden können und dabei eine ganz erstaunliche Präsenz entfalten.

Museum für Kunst und Gewerbe, 8.10.-11.12, Steintorplatz, Di-So 11.00-18.00, Do bis 21.00