Das Filmfest Hamburg hat jetzt auch für Kinder und Jugendliche begonnen

Cinemaxx. Ole von Beust brauchte mehrere Amtsjahre, ehe er sich in seiner Funktion als Erster Bürgermeister zur Eröffnung eines Filmfests bereitfand. Olaf Scholz kam gleich bei der ersten Gelegenheit nach seinem Wahlsieg zur Eröffnungsgala am Donnerstag ins Cinemaxx - und hielt ein launig-cineastisches "300-Sekunden-Grußwort". In der ihm zugeteilten knappen Redezeit ("Hier steht: von 19.52 bis 19.57 Uhr") gab er sich als Bewunderer der Filmkunst Jean-Luc Godards zu erkennen und machte ansonsten vollendet unverbindlich gute Stimmung für künftige Filmfeste. Mohammad Rasoulof, Regisseur des Eröffnungsfilms "Auf Wiedersehen", entschuldigte sich nach der Aufführung liebenswürdig beim Publikum für die "Bitterkeit und Müdigkeit" seines Films. Sein Heimatland Iran habe auch süße Seiten, er übe, auch die zu zeigen, und hoffe, dass es ihm eines Tages gelingen werde. Sein neuer Film soll auch in Hamburg spielen.

Freitagnachmittag fand ebenfalls im Cinemaxx unter Luftballons überm roten Teppich mit Hermine Huntgeburths "Tom Sawyer" die Eröffnung des 9. Michel-Kinder- und-Jugendfilmfests statt. Die Regisseurin sandte dem hellauf begeisterten kleinen bis halbwüchsigen Premierenpublikum eine Videobotschaft - sie ist schon mit der Fortsetzung ihrer Tom-Sawyer-Verfilmung beschäftigt (zweite Vorstellung: Sa, 1.10., 11.00, Cinemaxx).

"Nicht ich habe die Politik gewählt, die Politik hat mich ausgesucht", sagt Nicolas Sarkozy in "La Conquête", dem 2011 in Cannes uraufgeführten Film von Xavier Durringer (Sa, 1.10., 19.15 und Do 6.10., 19.00, Cinemaxx). Der stellenweise an "The Queen" erinnernde Polit-Spielfilm zeichnet die fünf Jahre zwischen 2002 und 2007 nach, in denen es Sarkozy vom Innenminister bis zum Staatspräsidenten brachte. Denis Podalyes spielt die kompakte, kleine bête politique mit dem eingebauten Sinn für Macht und wie man sie erlangt faszinierend nah am realen Sarko. Die Intrigen, die der parteiinterne Widersacher Dominique de Villepin gegen ihn unternimmt, die begütigend machtlose Vaterfigur Jacques Chirac, Spindoktoren im Dutzend und vor allem seine Ehefrau Cécilia, die ihn schon verlassen hat und ihm doch in der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfs widerwillig zur Seite steht: Aus solchem Stoff wurden früher Königsdramen gewebt.

Außerdem empfehlenswert: "The Mystery of The Lagoons", ein Film aus Venezuela. Altmeister Atahualpa Lichy besuchte Bewohner entlegenster Regionen in den Anden und schnitt aus dem Material einen Film, in den sich das Herz der dort lebenden Menschen und die Magie der Landschaft hineingeschlichen haben (Sa, 1.10., 17.00 Passage, Mo 3.10., 17.30 Kino 3001)