“Das kleine Zimmer“ wird von den beiden Schweizer Regisseurinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond wundervoll in Szene gesetzt.

Alt ist er geworden, und das Herz mag auch nicht mehr so recht. Darum soll Edmond (Michel Bouquet) auf Drängen seines viel beschäftigten Sohnes in ein Altersheim abgeschoben werden. Doch Edmond hat seinen eigenen Kopf. Nicht einmal die Dienste von Rose (Florence Loiret Caille), die ihn vorerst zu Hause pflegen soll, mag er in Anspruch nehmen. Nach einem Sturz muss der alte Mann für einige Tage ins Krankenhaus - eine Abwesenheit, die der Sohn kaltherzig für die Auflösung der Wohnung nutzt. Was tun? Nun kommt "Das kleine Zimmer" des Filmtitels ins Spiel. Rose hat es liebevoll für ihr Baby eingerichtet, das aber schon vor der Geburt gestorben ist. Eine Wunde, die nicht heilen will, und darum hat sie das Zimmer so gelassen, wie es ist - sehr zum Unwillen ihres Mannes, der sich nun auch noch damit abfinden muss, dass ein fremder Mann, nämlich Edmond, plötzlich bei ihnen lebt.

Wie sich der trotzige, starrsinnige und doch sensible alte Mann und die junge, in sich gekehrte und zutiefst verletzte Frau gegenseitig Halt geben, weil sie genau fühlen, was im anderen vorgeht - das ist von den beiden Schweizer Regisseurinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond wundervoll in Szene gesetzt. Hier stimmt jede Nuance, jedes Motiv. Ein Verdienst auch der Darsteller. Michel Bouquet ist einfach großartig als misstrauischer Grantler, Florence Loiret Caille bringt die Strenge und Verstörtheit ihrer Figur mit wenigen Gesten auf die Leinwand. Und so ganz nebenbei geht es auch um die Kälte einer Gesellschaft, die ihre Alten loswerden will.

Bewertung: überragend

Das kleine Zimmer Schweiz 2010, 87 Min., ab 6 J., R: Stéphanie Chuat, Véronique Reymond, D: Michel Bouquet, Florence Loiret-Caille, Eric Caravaca, täglich im Blankeneser, Holi; www.arsenalfilm.de