Cassandra Steen kommt mit ihrem neuen Album “Mir so nah“ am 30. September ins Gruenspan. Zumindest dort kann man ihr wirklich nah sein.

Wenn man Cassandra Steens neues Album "Mir so nah" hört, dann möchte man die Schwaben-Soulistin am liebsten in den dunkelsten Raum in der dunkelsten Ecke der Stadt zerren, ihr ein Mikrofon hinstellen und sagen: Komm'! Mach! Sing das Lied, das dir wirklich nahegeht, das dir alles bedeutet. Frei von allem Studiobombast, von ihren Textern und Produzenten.

Nicht, dass Cassandra Steen mit ihrem dritten und bisher erfolgreichsten Album - Platz fünf - wirklich unsere Nähe sucht. "Persönliche Erfahrungen in Songtexten zu verarbeiten ist grundsätzlich nicht mein Ding", sagte sie vor wenigen Tagen der "Stuttgarter Zeitung". Trotzdem ist es betrüblich, wie weit ihre schöne Stimme auf "Mir so nah" in den Hintergrund rückt.

Der immer so sakral und anschmiegsame wie aufdringlich säuselig wirkende Soul-Pop, den Xavier Naidoo oder Steens ehemaliges Projekt Glashaus kultivierten, wird jetzt noch mit allen möglichen und unmöglichen Tricks aus der Studiokiste überkandiert. Hier ein Satz Streicher, dort ganze Festplatten voller auf Zeitgeist getrimmter Dancefloor-, Disco- und Elektro-Sampler-Effekte. "Camouflage" ist der Song zum Motto. Es ist ein seelenloses Chaos ohne erkennbare Kreativität, in dem jegliche Natürlichkeit verloren geht. "Mir so nah"? Nie so fern.

Cassandra Steen Fr 30.9., 19.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 25,- im Vvk.; www.cassandra-steen.de