Der Wunschkandidat der sächsischen Staatskanzlei scheitert klar

Hamburg. Als gestern um 12.42 Uhr die Nachrichtenagenturen meldeten: "Hilder bei MDR-Intendantenwahl gescheitert", war das keine ganz große Überraschung. Wer Intendant des MDR werden will, benötigt eine Zweidrittelmehrheit im Rundfunkrat. Schon in den letzten Wochen zeichnete sich ab, dass es der Kandidat Bernd Hilder, Chefredakteur der "Leipziger Volkszeitung", sehr schwer haben würde, die erforderlichen 28 der insgesamt 42 Rundfunkräte auf seine Seite zu ziehen.

Doch der Kandidat scheiterte nicht knapp. Er fiel mit Pauken und Trompeten durch. Von den 41 anwesenden Rundfunkräten stimmten nur zwölf für, aber 29 gegen ihn. Mit einem so klaren Ergebnis hatte dann doch kaum einer gerechnet. Es ist eine schallende Ohrfeige für den Chef der sächsischen Staatskanzlei Johannes Beermann, der allen Widerständen zum Trotz versucht hatte, Hilder durchzudrücken. Bereits im MDR-Verwaltungsrat hatte er damit Probleme: Erst im vierten Wahlgang setzte sich der Printjournalist gegen Vize-MDR-Intendantin Karola Wille und den stellvertretenden WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra durch.

Doch die Rundfunkräte, von denen die Hälfe als CDU-nah gilt, ließen nur einen Wahlgang zu. Zuvor gaben sie Hilder etwa 15 Minuten Zeit, sich zu seinen Plänen zu äußern. Dass der Kandidat kein schriftliches Konzept vorgelegt hatte, stieß schon vor der Sitzung bei manchem Rundfunkrat auf Unverständnis. Moniert wurde auch, dass Hilder zuletzt vor 16 Jahren für den Rundfunk gearbeitet hatte. Am Wochenende tauchte dann noch eine GEZ-Anmeldung des Kandidaten auf, bei der hinter der Frage, ob bereits Rundfunkgebühren gezahlt würden, handschriftlich das Wort "leider" vermerkt war. Dieser Vermerk stamme nicht von ihm, teilte er dem Rundfunkrat mit. Auf die Frage, ob er juristisch gegen die Veröffentlichung der GEZ-Anmeldung vorgehen wolle, sagte Hilder, er werde dies prüfen.

Der MDR-Verwaltungsrat muss dem Rundfunkrat nun einen neuen Kandidaten vorschlagen. Er kam bereits gestern Nachmittag zu Beratungen zusammen. Ob die im ersten Versuch gescheiterten Wille und Spitra eine zweite Chance bekommen oder neue Kandidaten gesucht werden, ist offen. Fest steht nur: Der amtierende Intendant Udo Reiter wird zum 31.Oktober zurücktreten. Theoretisch könnte der Rundfunkrat auf seiner Sitzung am 24. Oktober einen zweiten Versuch zur Intendantenkür unternehmen. Aber das Gremium hat bereits deutlich gemacht, dass es sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen will.

Dabei bedarf der MDR einer starken Führung. Zuletzt erschütterten seltsame Geldtransfers des Unterhaltungschefs den Sender. Zuvor war bekannt geworden, dass der einstige Verwaltungsdirektor des Ki.Ka, der vom MDR beaufsichtigt wird, 8,2 Millionen unterschlagen hat. Ein MDR-Sportchef erwies sich als korrupt. Auch mit hochspekulativen Devisendeals war der Sender schon in den Schlagzeilen.