Pätz, mit über 50 ein satirischer Spätentwickler, hat seinen ganz eigenen Humor.

Lustspielhaus. Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Dieser Spruch hält sich hartnäckig in der Kunst, noch dazu, wenn es sich um Kleinkunst handelt und das Land der Stadtstaat Hamburg ist. Axel Pätz könnte ein Lied davon singen, und er tut es - er macht Tastenkabarett.

2008 nahm Axel Pätz am Hamburger Comedy-Pokal teil. Doch weit kam er nicht, er landete in der Verliererrunde. Bei einer tollen Show im Bergedorfer Kulturzentrum Lola schied er aus, sang- und klanglos, lag's an seinem Vorzeigelied? "Ich bin Bayern-Fan", lautet der Titel. Oder an seinem grimmigen Blick? Pätz, mit über 50 ein satirischer Spätentwickler, hat seinen ganz eigenen Humor. Der ist schwarz und angelehnt an Georg Kreisler und Konstantin Wecker. In Chansons wie "Geburtstrauma" erzählt er vom Kulturschock, den ein Fötus erleidet, wenn er sich auf die Welt quält. Dass in weiten Teilen der Bevölkerung erschreckend viel Unwissen über die fachgerechte Lagerung von Leichenteilen herrscht, erzählt der Vater zweier Töchter ebenfalls. Wenn er im Cocktailsessel am Flügel sitzt oder sich virtuos auf Akkordeon und Concertina begleitet, entwickeln Musik, Text und Mimik richtig schön böse Gegensätze.

Das musikalische Rüstzeug holte sich Pätz an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater, beim zweiten Anlauf studierte er Schulmusik. Er spielte in der Gruppe Getto und in der Coverband Ottodox und die Reformierten, war in der Hamburger Kinder- und Jugendtheaterszene kreativ (Zeppelin und Theater Mär), ehe er als Chorleiter Minimassen bewegte: Schon seit 15 Jahren leitet Pätz in Ottensen den 40-köpfigen Motte-Chor, zusätzlich den Kinderchor Die Rothekehlchen und den Hamburger Lotsenchor.

Doch Axel Pätz, der mit der A-cappella-Gruppe Die Sirenen Anfang der 90er-Jahre in der "Schmidt-Mitternachtsshow" Fernseherfahrung gesammelt hatte, dachte weiter: "Ich wollte endlich was Eigenes auf die Bühne bringen, wo mir keiner reinquatscht." Der Theaterregisseur Martin Maria Blau und Ralf Schulze, Autor des bekannten TV-Franzosen Alfons, halfen ihm, sein erstes Soloprogramm zu entwickeln.

"Die ganze Wahrheit" liefert Lebensberatung aus der Sicht des brutalen Alltags. Und sein Song über die schlimmen Folgen von Aufsitzrasenmähern für die männliche Psyche trifft die Lachmuskeln beiderlei Geschlechts. Damit und mit seinem zweiten Soloprogramm "Das Niveau singt" hat Pätz in den vergangenen dreieinhalb Jahren nicht weniger als 15 Auszeichnungen eingeheimst, darunter die Kabarettpreise Rostocker Koggenzieher und Tuttlinger Krähe (jeweils Jury- und Publikumspreis). In seiner Heimatstadt wurde er im Vorjahr bedacht - mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis 2010.

Weil Pätz das nicht langt, hat er sich ein zweites Mal für den Hamburger Comedy-Pokal beworben. Ende Januar 2012 gehört er zu den 20 Teilnehmern bei Deutschlands größtem Kleinkunstwettbewerb. Man sieht und hört sich immer zweimal im Leben. Oder wie Pätz in seinem Bayern-Song singt: "Sie können mich prügeln, mich bespucken oder lynchen - ich bin Fan von Bayern München ..."

Die ganze Wahrheit Mo 26.9., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 12,- bis 23,- unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de