Hamburg. Kein Reeperbahn-Festival ohne MTV-Urgestein Ray Cokes und "Ray's Reeperbahn Revue". Der Moderator schickt sich erst an, eine halbstündige "Keynote" am Rednerpult vorzutragen und wirft ein Diagramm an die Wand. Doch dann fängt er sich: "Fuck that serious shit, let's have some fun!" Spaß haben die Zuschauer im rappelvollen Schmidt-Theater jede Menge, mit den Kurzsessions der Gäste. Auch wenn Cokes gewohnt flott moderiert und die aus dem Publikum angeheuerte weibliche Thekenkraft auf der Bühne hartnäckig "Marihuana" statt "Marianna" nennt.

Die Stimmung ist bestens am ersten, ausverkauften Tag des sechsten Reeperbahn-Festivals. Leif Nüske und Oliver Korthals geben geladenen Gästen erste Einblicke in den Rohbau des Mojo Clubs unterhalb der Tanzenden Türme. Die Berliner Musikerin und Labelbetreiberin Gudrun Gut erhält im Klub On Air Die Goldene Indieaxt 2011 des Verbandes unabhängiger Musikunternehmen (VUT) für ihre "mutigen und unkonventionellen Verdienste um die unabhängige Musikkultur".

In den Klubs gibt es wenige Stars, aber viel zu entdecken. Die Londoner Band Flamingo Drive übt sich in der Molotow Bar erst als The-Smiths-Coverband, um dann einen rauen Retro-Rock zu zelebrieren. Die Jungs der kanadischen Elektro-Pop-Formation Misteur Valaire bringen mit ihren Spaß-Polka-Rhythmen die Haspa-Filiale in Schwung. Die heimische Szene präsentiert sich mit der Nachwuchshoffnung Die Heiterkeit in Angie's Nightclub, auch wenn der Name nicht Programm und die Kunst noch ausbaufähig ist.

Im aktuellen Imperial-Theater-Bühnenbild von "Der schwarze Abt" ist nicht nur der rote Schopf der Sängerin von Gabby Young & Other Animals mit eingewebter Pfauenfigur ein echter Hingucker, sondern auch der schwungvolle Folkrock.

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