Auszeichnung für das beste literarische Debüt des Jahres beim Harbour-Front-Festival vergeben

Hamburg. Albrecht Selge erhält für seinen Roman "wach" den Klaus-Michael-Kühne-Preis 2011. Der Berliner Autor wird damit für das beste literarische Debüt des Jahres ausgezeichnet. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Ausgewählt wurde der bei Rowohlt erschienene Roman von einer fünfköpfigen Jury, die im Rahmen von fünf Debütantensalons auf dem heute zu Ende gehenden Harbour-Front-Literaturfestival über den Sieger entschied. Unter den zehn auf der "Cap San Diego" lesenden Debütanten war Selge der überzeugendste.

In "wach" wird die Geschichte eines Großstädters erzählt, der ohne Ziel und von einer rastlosen Melancholie befallen durch die Quartiere streift; er ist ein schlafloser Sammler von Alltäglichkeiten und ein Voyeur der Straßenszenen. Selge habe mit "wach" einen Roman geschrieben, der so klug wie poetisch ein Bild des beginnenden 21. Jahrhunderts zeige, heißt es in der Begründung der aus Inge Kutter ("Zeit Campus"), Stephan Lohr (NDR Kultur), Sebastian Hammelehle ("Der Spiegel"), Stephan Draf ("Stern") und Thomas Andre (Hamburger Abendblatt) bestehenden Jury. "Die Figur des Flaneurs August Kreutzer, der Autor selbst nennt ihn einen 'bürgerlichen Streuner', ist überzeugend angelegt und entwickelt, die Handlungs- und Ereignisebenen der einsamen Straßenerkundungen einerseits und der inszenierten Warenwelt der Mall andererseits spiegeln glaubwürdig Milieus unser ökonomisierten Gegenwart", urteilen die Juroren.

Selge war zuletzt auch für den Alfred-Döblin-Preis nominiert. 2004 war er Finalist beim Literaturwettbewerb Open Mike. In Hamburg konkurrierte Selge mit etlichen anderen vielversprechenden Debütanten, unter ihnen Friedrich von Borries, Antonia Baum, die für den Schweizer Buchpreis nominierte Monica Cantieni und Astrid Rosenfeld, die auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand.

Albrecht Selge wurde 1975 in Heidelberg geboren. Er wuchs im Westen Berlins auf und studierte Germanistik und Philosophie in seiner Heimatstadt und in Wien. Derzeit arbeitet er an einem Nachfolger seines literarischen Debüts. Vergleiche mit den berühmten Berliner Flaneuren Döblin und Franz Hessel mag er nicht. "Wenn man das hört, möchte man sich unter dem Tisch verkriechen", sagt Selge. Ihn interessieren Stadträume. Denen habe er in "wach" zwei Räume gegenüberstellen wollen: die Shopping Mall in der Innenstadt und die Sphäre des Internets, die unendlichen Weiten des digitalen Raums. "In meinem Roman geht es um jemanden, der in seinem Beruf fehl am Platz ist - und das fühlt sich ja mancher in seinem Leben".