Sehenswerte Dernière: die Jugend-Oper “Morgen war noch nie“ von Dirk Bleese und Kristina Faust

Miralles-Saal. Tobi will Amok laufen, Lisa will sich in die Tiefe stürzen. Tobi ist ein verbitterter Schul-Loser, Lisa das Mädchen aus gutem Hause mit besten Noten. Verzweiflung der Jugend und schwerer Daseinsfrust führen sie auf dem Dach ihrer Schule zusammen. Nach und nach kommen schön individuell geratene Klassenkameraden hinzu, die ihre eigenen Probleme und Lebensentwürfe mitbringen. Einziger Erwachsener an Deck: Hausmeister Loose. Jung geblieben im Herzen, das er auf dem rechten Fleck trägt, steigt er gelegentlich der Jugend aufs Dach.

Dieses Flachdach bleibt bis zum Ende die einzige Spielfläche von "Morgen war noch nie", der "Großstadtoper" von Dirk Bleese und Kristina Faust, die heute zum vorläufig letzten Mal gezeigt wird. Vor einer Woche erlebte sie im Miralles-Saal, der neuen Aula der Jugendmusikschule (JMS), ihre Premiere.

Das Werk kommt mit einem Minimum an Requisiten und Bühnenbild aus, bietet aber ein Maximum an Enthusiasmus, Spielfreude und Ernsthaftigkeit der Akteure. Wie die meisten Opern hat auch diese eine Ouvertüre, Arien und Rezitative, die Musik kommt aus dem Orchestergraben, und einen Chor gibt es auch. Hier kommt noch eine präzise und vielschichtig spielende Band dazu. Alle Akteure, auch die Musiker des Orchesters YouMe!, sind Schüler der JMS.

Bleeses Musik findet nach der angestrengten, überinstrumentierten Ouvertüre zu einem stellenweise reizvollen Idiom zwischen Sinfonischem und Bigband-Sounds. Kristina Faust hat singbare Texte geschrieben, die gut im Jugendjargon liegen, ohne anbiedernd zu klingen. Dass die Darsteller etwas erzählen, das sie unmittelbar angeht, gibt der Aufführung ihren größten Charme. Und ihre größte Kraft.

Morgen war noch nie , heute, 19.00 Miralles-Saal (Bus 109), Mittelweg 42, Tickets zu 15,- /erm. 12,- unter T. 85 37 16 03; www.morgenwarnochnie.de