Heute beim Harbour Front: Nuran David Calis und eine Lesung mit Harry Rowohlt

Harbour-Front-Festival. Nuran David Calis war bisher als Theaterregisseur, als Autor und Regisseur von Hip-Hop-Clips bekannt. Im Thalia-Theater hat er 2008 sein Stück, "Einer von uns" inszeniert, das sich mit jungen Menschen beschäftigte, die als verlorene Kinder dieser Gesellschaft gelten. Jetzt hat er seinen ersten Roman geschrieben, "Der Mond ist unsere Sonne", eine Art Entwicklungsroman eines jungen Migranten, der stark an Calis' eigene Biografie erinnert.

"Solche Typen wie ich glaubten fest daran, dass alle Wahrheit auf der Straße zu finden war", schreibt er am Ende. Calis' Held Alen hat nach dem Tod seines Vaters die Schule geschmissen und arbeitet als Türsteher. Vier Nächte die Woche, in denen er im angesagtesten Klub von Bielefeld Zeit hat, das Leben zu beobachten, in denen er sich nach seiner Freundin Flo sehnt, einem Mädchen aus "besseren" Verhältnissen.

Calis' Roman lebt von schneller, atemloser Sprache, von heftigen Skizzen, die sich unsentimental und rau Menschen und Situationen widmen. Er spricht die Sprache der Straße und blickt auf die trügerischen Träume der Nicht-Deutschen. Er kennt das, was sie fesselt, das, was sie zusammenhält. Heute liest er auf der "Cap San Diego".

Wenn Nuran David Calis um 21 Uhr beginnt, lesen Harry Rowohlt, Harald Martenstein, Hans Zippert und andere bereits seit fünf Stunden aus dem Werk des irischen Kultautors Flann O'Brien, der im Oktober 100 Jahre alt geworden wäre. Bis zwei Uhr morgens soll die Lesung des gesamten Buches "Der dritte Polizist" dauern. Nicht zu lang, so scheint's, um dem bizarren Humor des Autors wie auch seiner Lesenden nahezukommen.

Ebenfalls heute beim Harbour Front Literaturfestival: Jörg Dräger und Klaus von Dohnanyi zeigen in ihrem gemeinsamen Buch "Dichter, Denker, Schulversager" Wege aus der Bildungskrise.

Nuran David Calis "Cap San Diego", 21.00, 12,-; Flann O'Brien Harry Rowohlt und andere lesen, heute, 16.00, Fabrik, 15,-; Dräger und Dohnanyi Gruner&Jahr-Pressehaus, heute 18.00, 12,-; Infos und Programm im Internet: www.harbour-front.org