Zwei Numerologen haben ein spannendes Buch über die Macht der Zahlen im Alltag recherchiert. Siehe da: Die schönste Sechs liegt auf dem Bauch.

Hamburg. Mathematiker sind für manche von uns Kulturschwätzern und Kunstbeflissenen, Schöngeistern und Scharfdenkern eine echte Bedrohung. Sind sie doch die wirklich Klugen, identifiziert als Intelligenzbestien und Logikmonster. Die können wirklich eins und eins zusammenzählen, wo unsereins sich an der Kultur und ihren vielen Produkten, an der philosophischen Erklärung der Welt die Zähne ausbeißt.

Die von ihren intellektuellen Fähigkeiten sehr überzeugten Betreiber der Berliner Zentralen Intelligenz Agentur, Holm Friebe und Philipp Albers, haben nun ein Buch geschrieben, das keinerlei Hirnverrenkungen verlangt und trotzdem ausschließlich mit Zahlen zu tun hat. Es heißt: "Was Sie schon immer über 6 wissen wollten".

Und verspricht einen Aufschluss darüber, wie Zahlen auf uns wirken. Es hält Wort, das sei an dieser Stelle schon gesagt: Die Friebe/Albers-Arbeit über die Macht der Zahlen überzeugt in ihrem populärwissenschaftlichen Angang. Der sehr informative Text der beiden Autoren erklärt die Psychologie der Zahlen: zum Beispiel die recht banale Tatsache, warum ihr Buch 17,90 Euro kostet und nicht etwa 18. So wirkt es billiger, klar. Das gehört zum Alltagswissen. Überraschender, zumindest auf den ersten Blick, wirkt jedoch ein Experiment, das Psychologen im Jahr 2000 durchführten: Sie stellten in einem Lebensmittelmarkt 24 verschiedene Marmeladensorten aus. Nur drei Prozent der Kunden kauften eine Konfitüre. Bei sechs Sorten waren es 33 Prozent. Siehe da: Je größer die Auswahl, desto hinderlicher ist der Wahlzwang.

Die Autoren heben die Erkenntnis auf eine andere Ebene. Ob es nicht ein Zeitsymptom sei, dass es von allem zu viel gebe: zu viel Stress, zu viele Informationen, zu viel Auswahl ("choice overload"). Darüber hinaus wird die Welt mit einem Raster überzogen, es bildet numerologische Gesetzmäßigkeiten ab, die unser Zusammenleben bestimmen: "Viele Gestaltungsentscheidungen in Beruf und Alltag würden anders gefällt, wenn größere Klarheit über die Mechanismen der Zahlenpsychologie und die Signale bestünde, die mit der Auswahl bestimmter Ziffern oder Mengen ausgesandt werden."

Und was senden die seit der Finanz- und Wirtschaftsdauerkrise stets präsenten Extremzahlen (EU-Rettungssschirm: 440.000.000.000!) für Signale? Richtig: Sie sind nicht fassbar - unfassbar. Übrigens, das erfährt man aus diesem klugen Buch, liegt die Grenze der Erfassbarkeit bei 7. Alles darüber hinaus ist nicht mehr ohne Weiteres in einen sinnlichen und intellektuellen Zusammenhang zu bringen. Selbstironisch bezeichnen die Autoren derlei Fakten (die sie mit Forschungsergebnissen und Alltagsbeobachtungen stützen) als "Partywissen". Dabei geht ihr Kompendium darüber hinaus, es bietet eine schlüssige numerische Erklärung der Welt, indem es etwa die Gesetze der Proportionen, der menschlichen Maße betrachtet. Fein auch die Abhandlung über das Wesen der Glückszahl 7 und das der Unglückszahl 13. Zahlen sind ein schönes Ordnungsmodell. Sie sind mehr als Mathematik.

H. Frieb/ P. Albers: "Was Sie schon immer über 6 wissen wollten", Hanser, 274 S., 17,90Euro