Das Ensemble Resonanz kam vor zehn Jahren nach Hamburg und bereichert seitdem das Klassik-Angebot mit einer eigenen Konzertreihe und unkonventionellen Projekten.

Kampnagel. Sie lassen sich weder von Nebel noch vom Knacken und Zischen einer heißen Bratpfanne vom Spielen abhalten. Sie mischen Barockmusik und Avantgarde. Und es kann auch vorkommen, dass sich einer von ihnen hinstellt und vom Mauersegler erzählt, der monatelang in der Luft lebt.

Berührungsängste kennen die Streicher vom Ensemble Resonanz nicht, das haben sie jüngst bei den Wilhelmsburger "Küchenkonzerten" bewiesen. Neutöner wie Scelsi oder Xenakis sind Klassiker für sie; die ganz Neue Musik ist ein Herzstück ihres künstlerischen Selbstverständnisses.

So etwas hat in Hamburg keine Chance, sollte man meinen - doch das Gegenteil ist der Fall. Die Musiker haben allen Grund zum Stolz, wenn sie demnächst ein kleines Jubiläum feiern: Am 27. September geht ihre Reihe "Resonanzen" in die zehnte Runde. Und heute ist das Ensemble im "Kulturforum" auf Kampnagel zu Gast.

"Beethoven op. 130" ist das Eröffnungskonzert überschrieben. Aber es gibt mehr als die Orchesterfassung des späten Streichquartetts B-Dur, das sich hinter der Opuszahl verbirgt, nämlich die berühmt-gefürchtete "Große Fuge" op. 133, einen Markstein der Musikgeschichte, dessen Tonsprache auf die Moderne vorausweist. Beethoven hatte sie als Schlusssatz des Quartetts komponiert, aber dann durch ein leichter verständliches Finale ersetzt und separat veröffentlicht.

Zehn Jahre ist es her, dass Benedikt Stampa, der als Geschäftsführer die damalige Musikhalle aus ihrem verstaubten Dasein als Vermietungshaus wach geküsst hat, die Musiker im Konzert hörte - und ihnen anbot, Ensemble in Residence zu werden. Seither veranstalten sie im Haus am Johannes-Brahms-Platz die "Resonanzen"; sie können dort proben und arbeiten vielfältig mit den heutigen Elbphilharmonie-Konzerten zusammen. Ihre treue, stetig wachsende Fangemeinde zeugt vom stupenden Niveau der Gruppe und belegt, dass Ungewöhnliches auch in der Laeiszhalle sein Publikum findet.

Einige Jahre lang tat sich dennoch wenig, was den Bekanntheitsgrad des Ensembles betraf. 2008 schließlich verabschiedete das Ensemble Resonanz in Abstimmung mit der Kulturbehörde und den Elbphilharmonie-Konzerten einen Businessplan. Ab da ging es bergauf mit den Engagements. "Wir haben klarer verkauft, wofür wir stehen", sagt Tobias Rempe, Geiger, Gründungsmitglied und heute Geschäftsführer. 2010 haben die Musiker im Konzerthaus Wien debütiert, im Muziekgebouw Amsterdam und bei der Biennale Venedig. Frischen Wind bekommt die Arbeit durch Gäste wie den Geiger Andreas Reiner, der das Beethoven-Programm einstudiert - und besonders den Cellisten Jean-Guihen Queyras, erster Artist in Residence, dessen Einfluss auf Klang und Zusammenspiel man regelrecht greifen kann. Angesehene Komponisten schreiben mittlerweile für das Ensemble; in dieser Saison hat ein Stück von Rebecca Saunders Premiere.

Die Nase im Wind haben die Musiker noch stets gehabt. "Wir sind die Einzigen, die je ein Konzert in der Elbphilharmonie gegeben haben", sagt Rempe und lacht. 2005, die Stadt berauschte sich noch an den Computeranimationen des Projekts, machte sein Ensemble Ernst und spielte an Ort und Stelle. Das Motto ist heute so aktuell wie damals: "Kaispeicher entern!"

Jour Fixe: Das Ensemble Resonanz zu Gast im Kulturforum heute, 19.30, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestr. 20., Eintritt frei

Beethoven op. 130 Di 27.9., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 13,- bis 29,- unter T. 35 76 66 66; Informationen: www.ensembleresonanz.com