Symphoniker-Saisonstart mit Schönberg, Ligeti und Mozart

Hamburg. Drei musikalische Welten aus drei Jahrhunderten verband das Programm des ersten Abonnementkonzerts der Hamburger Symphoniker am Sonntag in der Laeiszhalle. Der 28-jährige Youngster David Afkham, an den Chefdirigent Jeffrey Tate sein Recht des ersten Abends der neuen Spielzeit abgetreten hatte, führte die gut aufgelegten Symphoniker souverän und sensibel durch Schönbergs "Verklärte Nacht", Ligetis Cellokonzert und Mozarts 40. Symphonie.

Großes Gefühl gab's in der Streichorchesterfassung der "Verklärten Nacht". Diesen halbstündigen, mäandernden Klangstrom modellierte Afkham feinnervig wie ein Chordirigent nur mit den Händen. Idyllen, Schicksalsschläge, Verstrickungen und Erlösungen in Dur zogen in diesem überbordenden Streicher-Drama in fünf Akten am inneren Auge vorbei - vielleicht ein bisschen zu viel und zu lang, als dass man ihm über die volle Distanz hätte folgen können.

Geradezu ein Lehrstück für die Kunst des Hörens wurde Ligetis Cellokonzert. Als hauchzarte Studie an der Untergrenze des Wahrnehmbaren gestalteten der Solist Miklós Perényi und die Symphoniker den ersten Satz. Statt der Motive und Themen, mit denen im klassischen Solokonzert die Wechselrede bestritten wird, wanderten hier Timbres und Artikulationsarten zwischen Solist und Orchester hin und her. Und auch die Ligeti-typischen Tongespinste im zweiten Satz wurden von Symphonikern und Cellisten mustergültig gewispert. Wären die vielen Huster nicht gewesen, man hätte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. Vielleicht schaute Perényi deshalb beim Verbeugen so todtraurig aus dem Frack, als sei ihm gerade das allergrößte Unglück widerfahren.

Wahrhaft klassisch geriet Mozarts Symphonie KV 550 nach der Pause. Die Tragik, die sonst so gerne in sie hineingelesen wird, interessierte den nun elegant das Stöckchen schwingenden jungen Freiburger offenbar nicht. Zügig und straff war Afkhams Mozart-Lesart; die dramatischen Ausbrüche von Lautstärke und Chromatik, die gerade den ersten und zweiten Satz überschatten, sprengten nie das klassische Ebenmaß. Für das ausbleibende Pathos wurden die Hörer mit wunderschönen Details entschädigt, unter anderem mit einer sonst nie zu hörenden Fagott-Phrase in der Reprise des ersten Satzes.