Daniel Keel, der den Diogenes Verlag gründete und zum größten rein belletristischen Verlag Europas machte, ist mit 80 Jahren verstorben.

Hamburg. Daniel Keel, Gründer des Schweizer Diogenes Verlags, ist gestern im Alter von 80 Jahren in Zürich gestorben. Keel galt als Verleger alter Schule, als "Besessener, als rettungsloser Leser" hat ihn sein Landsmann Urs Widmer bezeichnet. Diogenes-Autorin Donna Leon weiß: "Es gibt viele gute Bücher, aber sehr wenige gute Verleger. Es ist mein größtes Glück, dass ich von dem besten von ihnen ausgewählt wurde. Die Bücher mögen von mir sein, aber der Erfolg gebührt Daniel Keel." Krimi-Vielschreiber Georges Simenon attestierte Keel in einem Brief: "Alles, was Sie machen, machen Sie perfekt."

Gestartet hatte Keel Diogenes als humoristischen Verlag mit einem Bändchen von Ronald Searle. Es folgten Loriot, Paul Flora, Sempé, Tomi Ungerer, Edward Gorey, Saul Steinberg, eigentlich alle, die zeichnen konnten und Köpfchen hatten. 1957 und 1958 wurden erste Programmschwerpunkte mit angelsächsischer Literatur und Kriminalgeschichten gesetzt. Später kam die Weltliteratur dazu. Keels Spruch lautete: "Diogenes-Bücher sind weniger langweilig". Er wollte große Unterhaltung versammeln und verband in seinem Programm Geist, Vergnügen und literarischen Anspruch. Maßgeblich war immer sein persönlicher Geschmack: "Ich teile alle Werke in zwei Sorten ein: solche, die mir gefallen, und solche, die mir nicht gefallen. Ein anderes Kriterium habe ich nicht", schrieb er in der Verlags-Chronik.

Es ist ihm gelungen, im Lauf der vergangenen sechs Jahrzehnte mit einer Gesamtauflage von 200 Millionen Exemplaren den größten rein belletristischen Verlag Europas zu etablieren. Viele große Namen zählen dazu - Oscar Wilde, Balzac, Flaubert, Stendhal, Dickens, Victor Hugo, Tschechow und Mark Twain. Paulo Coelho, Patricia Highsmith, Ian McEwan und Ingrid Noll sorgten ebenso für Erfolge wie Bernhard Schlink. Patrick Süskinds "Das Parfum" wurde zum bestverkauften Titel der Verlagsgeschichte. Zu den bedeutendsten Büchern, die er nicht gemacht hat, zählt Alexander Solschenizyns "Der Archipel Gulag". Keel passte das Buch "nicht ins Programm". Sein Kompagnon und Finanzier, Rudolf Bettschart, der zu Recht einen Weltbestseller vermutete, soll ein Jahr nicht mehr mit Keel gesprochen haben.

Stur, extravagant, leidenschaftlich hießen Keels herausragende Eigenschaften. Und er las alles, was er bekommen konnte. Sein Enthusiasmus war ansteckend. Als Verleger war er zwar Geschäftsmann, aber eigentlich sah er sich immer als Freund, als Vertrauter seiner Autoren.