Die Hamburg School of Music bringt Franz Wittenbrinks “Damenklo“ auf die Bühne

Hamburg. Ob es Franz Wittenbrink, dem Liederabendrekordschreiber, manchmal ähnlich geht wie Franz Schubert, dem Rekordliederschreiber? Der komponierte derart viel, dass er manch eigenes Gstanzl nicht wiedererkannte. Vorgestern hatte Wittenbrinks x-tes Opus "Damenklo" Premiere im St.-Pauli-Theater. Doch auch wenn der Meister der Song-Revue sich hier mit einer eingedeutschten Version von "Lady Marmelade" wiederholt (den Song verwurstete er bereits in seiner Produktion "Lust"): Die Verwechslungsgefahr mit anderen Wittenbrinkiaden hält sich in Grenzen. Denn diesmal bevölkern keine Profis die Bühne, sondern Wittenbrink half Absolventen des Abschlussjahrgangs 2011 der Hamburg School of Music dabei, mit ihren Lieblingssongs eine halbwegs zusammenhängende Geschichte zu erzählen.

2007 begleitete er in "Café Amazonien" erstmals Schüler der privaten Pop-Akademie in die Welt kurzweiligen szenischen Musik-Entertainments, und schon damals waren es die Frauen, die singend auf die Bretter drängten. Auch im "Damenklo" regiert naturgemäß das weibliche Geschlecht; einer der Alibi-Knaben darf miserabel kellnern (Rüdiger Skoczowsky), der andere bei plumpen Anmachen Körbe kassieren (Julian Kula). Dabei singen beide ziemlich gut.

Aber hier haben die von der Männerwelt böse und chronisch enttäuschten und doch weiterhin nach ihr gierenden Mädels die Hosen an: Sasha (Yasmin Khaleghi), die ihren untreuen Kerl mit der Knarre bis in den Klub verfolgt, das trüb-schrille Roller-Girl (Justine Bujara), das auf dem Waschtisch eine Linie Koks zieht, oder die verirrte britische Touristin im schwarzen Kostüm (Julika Salge), deren Lover sich nach Kanada abgemeldet hat, was sie zu grundsätzlicher geschlechtlicher Neuorientierung animiert.

In gewohnter Wittenbrink-Manier regnet es Pop-Schmachtfetzen und Stadion-Rock, Schlager und Balladen. Sängerisch reißt an diesem Abend leider allzu selten der Himmel auf. Kopien in Pose und Sound sind Trumpf, nur Liza Ohm als bebrilltes Heimchen vom Lande gibt ihrer Figur von Anfang bis Ende stimmlich feine, eigene Kontur. Die fünfköpfige Band (lauter Jungs) begleitet das engagierte Mädchen-Oktett mit solidem Bügelfaltenrock.