Hamburg. Vernetzung ist in der globalisierten Welt für kulturelle Institutionen Pflicht. Das gilt auch für die Museen. "Die Völkerkundemuseen haben eine neue Akzeptanz in Europa erlangt", sagt Wulf Köpke, Direktor des Hamburger Museums für Völkerkunde. Drei Tage lang hatte er in seinem Haus 28 Vertreter der Vereinigung der Direktoren europäischer Völkerkundemuseen zu Gast. Die Vereinigung wurde 1997 gegründet und lädt einmal jährlich zu einem Erfahrungsaustausch in ein anderes Land.

Die Landschaft der Völkerkundemuseen befinde sich derzeit im Umbruch, so Köpke. In den vergangenen Jahren wurden acht ethnologische Museen in Europa renoviert oder neu errichtet, darunter das extrem erfolgreiche Museum Quai Branly in Paris, das Rietberg-Museum Zürich und das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln. Dieses allein verzeichnet etwa eine Steigerung von 40 000 Besuchern pro Jahr auf 160 000 Besucher in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Die Politik erkenne zunehmend das Potenzial der Völkerkundemuseen beim Thema Integration, sagt Köpke. Es gebe auch Ausnahmen: Holland und Finnland, zwei Staaten mit Rechtsregierungen.

Die Museen sehen ihre Aufgabe zunehmend darin, politische Plattformen zu bieten. "Völkerkundemuseen sind in Zukunft für Überraschungen gut", sagt Köpke. "Sie sind Vorreiter bei musealen Präsentationsformen und im Integrationsprozess". Wulf Köpke bereitet etwa auch Soldaten, die zum Auslandseinsatz nach Afghanistan fliegen, auf die politische Lage im fremden Land vor. "Wir bewegen uns im politischen Feld. Wir haben mit Menschen zu tun, nicht nur mit Objekten", so Köpke. Diese Überlegungen fließen auch in eine Ausstellung ein, die derzeit am Museum für Völkerkunde vorbereitet wird. In Kooperation mit Hamburger Schulen geht es vom 23. Oktober an um "Afrikaner in Hamburg".