Das Gangster-Musical “Revolver im Klavier“ erzählt die Geschichte eines großen Drogenschmuggel-Deals im Hamburg der 20er-Jahre

Fabrik. Ein tatsächlicher Kriminalfall im Hamburger Hafen inspirierte Holger Mahlich zum Gangstermusical "Revolver im Klavier". Da weder das St.-Pauli-Theater noch Schmidts Tivoli Interesse eine große Aufführung zu wagen, stellte Mahlich die Produktion kurz entschlossen selbst auf die Beine: als szenisches Konzert im Stil der 20er-Jahre. Die Previews, die in der Markthalle über die Bühne gingen, waren ein Riesenerfolg - und ermutigten den Regisseur und Produzenten gleich zu mehreren Vorstellungsblöcken. Heute feiert das Stück mit dem großen Ensemble (zehn Musiker, 13 Schauspieler und Sänger) Premiere in der Fabrik, wo es bis Ende November gezeigt wird. Einige Vorstellungen werden auch in der Markthalle stattfinden.

"Der improvisierte Charakter unserer Show kam beim Publikum richtig gut an", sagt Mahlich, was ihn darin bestärkte, das "Konzept einer Notlösung" beizubehalten: "Es ist leicht, locker und spaßig und hat sich als ein Gewinn herausgestellt." Mahlich, selbst bekannter Schauspieler am Thalia-Theater, Berliner Ensemble und auch der Uraufführungs-"Jedermann" in der Speicherstadt, hat eigentlich mehr Erfahrung mit dem E-Genre als auf der U-Schiene gesammelt. Doch als Autor und Regisseur von neun "Störtebeker"-Stücken bei den Festspielen auf Rügen fand er Gefallen an Räuberpistolen.

Um Rauschgift-Schmuggel geht es im Musical "Revolver im Klavier". Warum müssen Gangstergeschichten immer in Chicago oder London spielen, wenn doch kapitale und noch dazu komische Schurkenstreiche auch auf St. Pauli passieren, dachte sich Mahlich und stieß auf den Fall James Dolan. Der Großgangster aus Boston verschob im Hamburger Hafen Heroin in die USA. Durch Zufall fielen 1923 der Polizei zweieinviertel Zentner reiner Stoff in die Hände. "Einem Schauermann war eine Schubkarre mit Grabsteinen umgekippt", erzählt Mahlich. "Einer platzte und darin waren die mit ,Schnee' gefüllten Corned-Beef-Dosen."

Natürlich geht es in Mahlichs Plot "aus der guten alten Zeit, als ein Mann unter Männern noch was galt", wie es in einem seiner Songs heißt, noch um mehr als das große Geld. Nämlich um die ganz große Liebe zwischen der Nachtklubsängerin Paula und dem jungen Pianisten Franz. Zwischen ihnen steht der gefährliche Dealer Dolan, mit dem sich Paula eingelassen hat, weil er ihr eine große Karriere am Broadway versprochen hat.

Genügend Stoff für eine spannende Story, sehnsuchtsvolle Lieder und heiße Rhythmen. Die Musik komponierte Leonhard Mahlich, der Sohn des im Familienunternehmen Regie führenden Schauspielers und Produzenten. Der in Los Angeles ausgebildete Musiker und Sänger zitiert gekonnt den schmissigen Stil der Goldenen Zwanziger, peppt ihn aber mit heutigem Sound auf. Außerdem übernimmt Mahlich junior alternierend mit Sascha Gluth die Rolle des durch und durch zwielichtigen Drogen-Dealers Dolan.

Als Paula teilt sich Jessy Martens, die "neue Lady Blues" mit der tollen Röhre, den Part des kessen Gangsterliebchens mit Zsuzsa Magyar, einer Entdeckung aus Ungarn. Auch Mario Ramos, bekannt von seinen Auftritten als schräger Vogel im Altonaer Theater ("Jailbirds" - Knastbrüder) und St.-Pauli-Theater ("Happy End") hat seine Finger im abgekarteten Spiel. Mit ihnen allen nimmt es mutig der Musiker Christopher Noodt ("Faust-Rausch") als in Paula verknallter Franz auf.

Ohne allzu viel verraten zu wollen, ist doch wohl sonnenklar: Im Hafen-Musical behält der Hamburger Jung Noodt die Oberhand.

Revolver im Klavier Mo 12.9., 20.00, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten zu 33,35 unter T. 01805-44 70 000; www.revolverimklavier.de