Der “Tatort: Tod einer Lehrerin“ überzeugt trotzt vieler Klischees

Mit den Jahren härtet man ab. Auch in Ludwigshafen. Da schockt das erbrochene Krabben-Rührei eines Kollegen am Tatort weitaus mehr als die von Maden zerfressene Leiche. Zumindest geht es Kriminaltechniker Becker (grandios: Peter Espeloer) so. Ermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) lässt dagegen auch nach über 20 Jahren ein Tatort nicht kalt. Vor allem nicht dieser: Eine Lehrerin wurde in den Sommerferien ermordet. Sie liegt geknebelt und ertränkt in ihrem Zimmerspringbrunnen. Seit sechs Wochen.

Für Odenthal und Kollege Mario Kopper (Andreas Hoppe) kommen gleich mehrere Verdächtige für den Mord an der Lehrerin infrage: Da ist ein verbitterter Vater (Rüdiger Klink), der die Lehrerin für den Unfalltod seines Sohnes verantwortlich macht. Da ist die betrogene Ehefrau (Florence Kasumba), deren Mann eine Affäre mit der Pädagogin hatte. Auch der Schüler Paul (Vincent Redetzki) könnte einen Grund gehabt haben: Ihm wurde mit einer Sechs in Mathe der Abschluss versaut.

Dass man trotz der Überfrachtung des Falls am "Tod einer Lehrerin" dranbleibt, liegt nicht zuletzt am unaufgeregten Zusammenspiel der WG-Mitglieder Lena Odenthal und Mario Kopper, die im Vergleich zu manch anderem Pointen heischenden "Tatort"-Duo eine Wohltat sind. Auch Florence Kasumba mit ihrer kühlen und undurchdringlichen Mimik sieht man gern. So ist man geneigt, den Drehbuchautoren Thomas Freudner (führte auch Regie) und Hans Gerd Müller-Welters zu verzeihen, dass sie sich kräftig am exotisch-bunten Klischeebüfett bedient haben.

Nur die späten Vaterfreuden des Ermittlers inmitten der Somalia-Dramatik um Genitalverstümmelung sind dann doch allzu viel Emotionsgetöse. Trotzdem: Das Thema Beschneidung, das leider erst zum Ende des Krimis an Bedeutung zunimmt, ist ein starkes. Die Einbindung dieser Misshandlung an afrikanischen Mädchen in einen Kriminalfall berührt.

"Tatort" So ARD 20.15