Hamburg. Rollstühle im Zirkus? Wer das für makaber hält, der kennt The 7 Fingers noch nicht. Es geschehen zwar keine Zeichen und Wunder, aber auch mithilfe dieser Fortbewegungsmittel hauchen sie ihrer Show "La Vie" Leben ein. Am Ende der zweistündigen Reise durchs Fegefeuer ernteten die sieben frankokanadischen Artisten aus Montreal stürmischen und berechtigten Applaus in den Fliegenden Bauten.

Eigentlich sind sie alle tot, Artisten wie Zuschauer, deren Namen Zeremonienmeister Sébastien Soldevila stichprobenartig abfragt. Der Conferencier - ein Typ wie Chansonkabarettist Robert Kreis, nur kräftiger, böser und befreit vom Bärtchen - bewegt sich wie seine vier weiblichen und zwei männlichen Mitstreiter gekonnt zwischen Himmel und Hölle. Egal ob sie beim Flugunfall, beim Sturz in eine Karton-Wüste oder durch den Strick gestorben sind.

Hat man sich als Zuschauer auf dieses Post-Todesspiel eingelassen, das ohne den Beatboxer DJ Pocket längst nicht so effektvoll wäre, staunt man nicht schlecht. Da turnt "Stewardess" Krin Haglund (singt auch) erotisch-ironisch am Trapez, nachdem sie der Zeremonienmeister ihrer Dienstkleidung beraubt hat. Kim ihrerseits schlüpft in die Rolle der Security-Lady, und ihr Kollege Patrick Léonard ist darob nicht nur bis aufs Hemd blamiert.

Sein artistisches Diabolo-Duett mit Soldevila ist indes ebenso eine Weltklassenummer wie beider Hand-to-Hand-Akrobatik mit Ukulele - der Begriff Stellungswechsel bekommt dabei eine ganz neue Bedeutung. Die Handlung ist nicht immer stringent, jedoch alles andere als eine reine Nummernrevue. Aber wer bei dieser Art des - nicht immer familientauglichen - Cirque Nouveau keine Fantasie mitbringt, ist hier ohnehin fehl am Platz.

"La Vie" bis 2.10., Di-Sa, jew. 20.00, So 19.00, Fliegende Bauten, Karten zu 32,90 bis 54,90 unter T. 881 41 18 80; www.fliegende-bauten.de