Die Blasmusik von LaBrassBanda ist zwar nicht Bierzelt-tauglich, dennoch wird es am 14. September beim Konzert im Stadtpark hoch hergehen.

Hamburg. Ihren Auftritt beim Reeperbahn-Festival 2010 haben sie in bester Erinnerung. "Da sind die Gäule schon ein bisschen mit uns durchgegangen", sagt Stefan Dettl, Trompeter und Sänger von LaBrassBanda. Die Blaskapelle aus Bayern beendete damals am späten Sonnabend das Festival in der Großen Freiheit 36 mit einem irrwitzigen Auftritt.

Die fünf Musiker spielten in einem solch hohem Tempo, dass den Zuhörern der Mund angesichts dieser Raserei weit offen stand. LaBrassBanda verwandelte den Kiez-Klub mit ihren mundartlichen Funk-Jazz-Nummern in ein Tollhaus. Die meisten Zuschauer konnten zwar die bayerischen Texte nicht verstehen, aber das war in diesem Moment egal, es zählten einzig und allein der Rhythmus und die ungezügelte Energie, die die fünf Musikanten mit Trompete, Tuba, Posaune, Bass und Schlagzeug freisetzten.

Mit Blaskapellen aus Bayern assoziiert man zwangsläufig das Münchner Oktoberfest und all die anderen Bierfeste, in denen Dirndl-Mädchen Literkrüge mit schaumigem Gerstensaft auf Holztische knallen und die Landbevölkerung sich in einen Vollrausch säuft. "Da passen wir nicht hin, weil unsere Musik nicht beiläufig ist", sagt Stefan Dettl. Mit den Bierzelt-Combos hat LaBrassBanda nur das Instrumentarium und die Lederhosen gemein, die die fünf auf der Bühne tragen. 2007 gründete Dettl die Band mit ein paar Studienkollegen, die Idee dazu war ihm in New York gekommen. Dort hatte er eine Brassband in einem großen Klub erlebt, die 600 Leute zum Tanzen brachte. "Als ich wieder in Deutschland war, habe ich ein paar Freunde angerufen, und dann sind wir gestartet", sagt Dettl in seiner lakonischen Art inklusive bayerischem Akzent und rollendem "R".

Die Musik seiner Blechbande ist urban, er selbst fühlt sich jedoch am wohlsten in dem kleinen Dorf am Chiemsee. "Es ist ein schöner Ort, um sich zurückzuziehen." Dettl bekennt sich zu seinem Bayerntum. Songs wie "Bauersbua", "Rotes Hoserl" oder "Bierzelt" vom Album "Übersee" sind ebenfalls konsequent in bajuwarischem Idiom geschrieben und beschreiben mit Humor dörfliches Alltagsleben. Daraus bezieht Dettl seine Inspirationen, seine Texte wirken genauso authentisch wie er selbst. Doch mit Volksmusik hat LaBrassBanda nichts zu tun.

Musikalisch sind die fünf Profis keine Provinzler, sondern Kosmopoliten. Der Jazz mit seinen Freiheiten und Improvisationsmöglichkeiten gehört zu den wesentlichen Elementen, die Bühnenattitüde erinnert in ihrer Wildheit an Punk. "Bei Soundchecks probieren wir immer wieder neue Dinge aus und experimentieren. Am Ende einer Tournee klingt das Programm völlig anders als am Anfang", sagt der Bandleader. 120 Konzerte hat seine Band im vergangenen Jahr gespielt. Nach einer Pause im ersten Halbjahr ist LaBrassBanda wieder bis zum Jahresende landauf, landab unterwegs.

Doch die früheren Musikstudenten sind auch an anderen Projekten beteiligt. "Es ist wichtig, auch mit anderen Musikern zu arbeiten und in anderen Bands unterschiedliche Rollen einzunehmen", so Dettl. Er selbst spielt in einer Rockband Rhythmusgitarre: "Seit ich so 14, 15 Jahre alt war, ist die Gitarre Nirvana-mäßig immer dabei." Während Dettl auf Rock und Grunge steht, gründete Posaunist Manuel Winbeck gerade eine experimentelle Band mit Hammondorgel als zentralem Instrument. Schlagzeuger Manuel da Coll war just beim Sommerfestival auf Kampnagel mit dem Duo Tetine & Pollyester zu erleben, das Giorgio Moroders Munich-Disco-Sound adaptiert und in modernen Elektro-Pop überträgt.

Zwei Alben hat LaBrassBanda beim Indie-Label Trikont veröffentlicht, im kommenden Jahr soll eine dritte Platte aufgenommen werden. Dafür wird die Band eine Auszeit von den Festival- und Klubbühnen nehmen, die sie in den vergangenen vier Jahren so erfolgreich belebt haben, inklusive euphorisch gefeierter Auftritte in Roskilde und beim Southside- und Hurricane-Festival. "Zum Glück setzt uns niemand unter Druck. Wir brauchen Zeit, um in Ruhe, neue Songs zu erarbeiten", erklärt Dettl mit der für ihn typischen Ruhe und Gelassenheit. "Mit dieser Besetzung kann man noch eine Menge neuer Klangfarben kreieren." Die fürs Bierzelt allerdings nicht taugen.

LaBrassBanda Mi 14.9., 19.00, Stadtpark (S Alte Wöhr), Saarlandstraße/Ecke Jahnring, Karten zu 29,75 im Vvk.; www.labrassbanda.com