Die Langzeit-Dokumentation über Gerhard Richter zeigt den Maler hautnah. Regisseurin Corinna Belz ist ein kleines Meisterwerk gelungen.

Gerhard Richter erleidet Schmerzen. Sein Blick ist gequält. Er versucht zu lächeln - und schafft es kaum. Es ist nicht die leere Leinwand, die ihm Kummer bereitet, sondern die Kamera, die ihn beobachtet. Deutschlands teuerster lebender Maler (sein Bild "Kerze" von 1983 wurde für 10,57 Millionen Euro versteigert) ließ sich drei Jahre lang von der Kölner Regisseurin Corinna Belz bei seiner Arbeit begleiten.

Und das, obwohl für den schüchternen 79-Jährigen Malen unter Beobachtung "das Schlimmste ist, was es gibt". Die mediale Aufmerksamkeit, er genießt sie nicht. Er erträgt sie. Denn: "Malen ist eine heimliche Angelegenheit", lautet die Überzeugung des Ausnahmekünstlers.

Die Idee zu der Dokumentation entstand 2007, als Belz einen Film über das Glasmosaik des Kölner Domfensters drehte, das Richter für das Wahrzeichen seiner Heimatstadt schuf. In "Gerhard Richter Painting" begleitet sie die Entstehung seiner großen, abstrakten Bilderserie, an der er im Sommer 2009 arbeitete.

Nicht nur in sein leeres, karges Atelier in Köln, in dem Richter die meiste Zeit vor zwei zunächst weißen Leinwänden steht, dringt die Filmemacherin ein. Auch in Richters ängstliche, nachdenkliche und hin und her gerissene Künstlerseele. Die Musik ist reduziert. Der saftige Pinselstrich, die tropfende Farbe und die nachdenkliche Stille bilden den Soundtrack von Richters Kreativität. Im Mittelpunkt des vorsichtigen Herantastens an den medienscheuen Künstler stehen sein Werk und der schöpferische Prozess. Wie entsteht ein Gerhard-Richter-Bild? Eines, das in Auktionen Millionen machen wird?

Mit humorvoller Schnoddrigkeit und mit rabiaten Methoden an seinen Leinwänden gelingt es der Filmemacherin jedoch auch, den Privatmenschen Richter freizulegen. Den Zweifelnden, den Skeptiker, der jahrelang Anfragen dieser Art ablehnte. Damit ist auch der Filmemacherin ein kleines Meisterwerk gelungen.

Bewertung: empfehlenswert

Gerhard Richter Painting Deutschland 2011, 101 Minuten, o. A., R: Corinna Belz, täglich im 3001, Abaton; www.gerhard-richter-painting.de