Bis 25. September zeigt Michael Batz alle zehn Stücke in 20 Aufführungen

Hamburg. Was sind die sieben Todsünden der Moderne? Der herzkranke Manager Brages kennt im Michel-Portalspiel "Das Brezelmädchen" von Michael Batz die Antwort: "Mühe machen. E-Mail-Adresse nicht notieren. Im Weg stehen. Falsche Chips und warme Cola. Besonders: Über Zeit nachdenken. Und schlafen."

In seinen zehn Stücken für die zehn Türen der Hauptkirche St. Michaelis spiegelt der Autor und Regisseur in Hamburgs Vergangenheit die Gegenwart, verknüpft historische Fakten und fiktionale Figuren. Die Idee dazu kam ihm, als er für den restaurierten Spätbarockbau die Beleuchtung entwarf. Denn Licht und Theater gehören für ihn zusammen. Seit 2003 hat er für jedes Portal ein Spiel geschrieben und aufgeführt. Ab heute sind erstmals alle zehn Einakter in 20 Aufführungen zu sehen. "Ein Paar Jahrhunderte" eröffnet um 19 Uhr vor dem Portal 2 mit den sechs Stufen gegen das Elbwasser hin die Vorstellungsserie bis zum 25. September. Das von portugiesischem Gesang begleitete Stück ist ein Dialog "Über die Dauer der Liebe" zwischen Magda (Susanne Pollmeier) und ihrem Hans (Oliver Herrmann), den es immer wieder hinaus aufs Meer zieht.

"Die Zahl der Türen und ihre Blickrichtung in die Stadt haben mich zu den etwa einstündigen Stücken inspiriert", sagt Michael Batz über die Konzeption seiner Portalspiele. So verschieden, wie die Tore gestaltet sind, fallen auch die Texte und ihre Form aus: vom Monolog bis zum Musiktheater. Die "Bilanz der Nachtigall" ist die Abrechnung einer Obdachlosen "Über Männer und Momente", gespielt und inszeniert von Sabine Falkenberg. Zu einer komödiantischen Spielszene in Erik Schäfflers Regie treffen sich am Portal 9 vier Wandergesellen (Tommaso Cacciapuoti, Tim Knauer, Tobias Schmidt, Martin Wolf). Batz hat die "Große Hamburger Portalmusik" inszeniert. Dagmar Dreke und Torsten Hammann erzählen Geschichten aus dem Hamburger Leben, begleitet von einer echten Pankoken-Kapelle. Die musikalische Leitung des Projekts, an dem sich 35 Künstler beteiligen, haben Markus Voigt und der Kantor an der Christianskirche Igor Zeller.

Batz versteht seine auch als Buch erhältlichen Texte als sozialkritische Skizzen und Studien zwischen Ernst und Komik, in denen er nach Werten des Zusammenlebens fragt, nach "einem verbindenden Grundton" in unserer Gesellschaft und Stadt.

Portalspiele 8.-25.9., Hauptkirche St. Michaelis, Karten zu 10,- (für Abende mit einem Stück) und 18,- (für Abende mit Doppelvorstellung) unter T. 040/369 62 37 oder an der Michel-Turmkasse T. 040/37 67 81 00; Info und Spielplan: www.portalspiele.de ; das Buch ist im Verlag Ellert & Richter erschienen und kostet 10 Euro.