Liebe und Sex müssen nicht immer kompliziert sein

Die Liebe sei ein seltsames Spiel, heißt es, und da ist wohl was dran. Jedenfalls deutet ein Blick auf viele Jahrzehnte Filmgeschichte sehr darauf hin, dass der Austausch von Körperflüssigkeiten (oder zumindest dessen Anbahnung) eine ausgesprochen komplexe Angelegenheit und der Weg dorthin mit hormonellen Fallgruben gespickt ist. Da verblüfft ein Filmtitel wie "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" (1998, Regie: Marc Rothemund) gar nicht so sehr. Die Sache ist eben längst nicht mehr mit simpler "Ich will dich, du willst mich, let's go!"-Denke zu lösen. O nein, erst mal wird geredet, und zwar sehr, sehr ausdauernd.

Zum Beispiel in allen Filmen von Eric Rohmer, die natürlich wunderbar anzusehen und von einem zarten, irgendwie typisch französischen Charme durchdrungen sind. Doch Titel wie "Meine Nacht bei Maud" (1969), "Die Liebe am Nachmittag" (1972) oder "Rendezvous in Paris" (1994) täuschen - bei Rohmer ist meist der Weg das Ziel. Hier geht es um das dezente Umkreisen der Beute, um vorsichtige Annäherung und häufig auch um ein Verpassen des rechten Moments, weil noch so wohlgesetzten Worten irgendwann eben mal Taten folgen müssen, sonst verläuft sich das Ganze wieder.

In ähnliche Gefahr schweben stets auch die Protagonisten in den Beziehungsdramen von Rudolf Thome. Was bei Filmtiteln wie "Tigerstreifenbaby wartet auf Tarzan" (1998), "Frau fährt, Mann schläft!" (2003) und "Du hast gesagt, dass du mich liebst" (2005) nicht weiter verwundert. Bei diesen Ausgangssituationen sind die Probleme ja programmiert, und mancher will einfach auch zu viel. Zum Beispiel Hanns Zischler in Thomes "Paradiso - Sieben Tage mit sieben Frauen" (2000). Als ob eine klassische Eins-zu-eins-Situation nicht schon kompliziert genug sein könnte.

Musste bereits Michael Douglas am gebräunten Leib erfahren, als er sich anno 1992 auf die undurchschaubare Sharon Stone einließ - einem "Basic Instinct" folgend. Womit er sich bekanntlich nicht nur Kratzspuren am Rücken, sondern auch Narben auf der Seele einhandelte.

Dabei, das wissen Kinogänger ebenso wie Hobby-Anthropologen, geht es auch simpler. Respektive ging es auch simpler, wie ein erneuter Blick in Jean-Jacques Annauds Steinzeitmenschen-Meisterwerk "Am Anfang war das Feuer" (1981) beweist. In Ermangelung größerer artikulativer Fähigkeiten wurde schlicht konsequent in Richtung Triebabfuhr gehandelt. Bei Hunger also gegessen, bei Müdigkeit geschlafen und bei Hormonüberschuss ... Ja, genau. Nicht sehr dezent, zugegeben, aber im Gesamtkontext doch passend. Und der Sippe half die klare Struktur des Zusammenlebens auch. Jeder wusste sofort, woran er oder sie war.

Nun liegt diese Zeit des Frühmenschentums nach aktuellem Wissensstand schon mindestens 20 000 Jahre zurück. Ein Blick in das aktuelle Kinoprogramm zeigt indes, dass dieser fast vergessene Gegenentwurf zum diskursiven Beziehungsgetändel deutscher oder französischer Schule plötzlich wieder hochaktuell ist. Dank Conan. Der Barbar mit dem stumpfen Blick, der das sorgsam geschmiedete Schwert mehr liebt als jede Frau, die seinen blutdurchtränkten Weg kreuzt, hält sich nämlich grundsätzlich nicht mit endlosen Beziehungsanbahnungsgesprächen auf. Nix "Liebe am Nachmittag", nix "Rendezvous in Paris", eher schon "Basic Instinct" - aber auf die rustikale Tour. Für einen wie ihn ist die Liebe kein seltsames Spiel, sondern eine ziemlich simple Angelegenheit. Und die lässt sich mit einem Drei-Wort-Satz regeln: "Weib, komm her!"

Conan ab 8.9. täglich im Cinemaxx Dammtor, Harburg, Wandsbek, UCI Mundsburg, Othmarschen, Smart-City; siehe Seite 7