Für Fans von Kyuss oder Queens Of The Stone Age: Die amerikanische Band Tweak Bird versprüht am Donnerstag gute Laune im Minutentakt.

Westwerk. Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik. Und für zu lange Songs. Warum über zehn Minuten strecken, was sich problemlos auch in 120 Sekunden sagen lässt? Das muss sich wohl Tweak Bird gedacht haben, als die Band ihr unbetiteltes Debütalbum in Angriff nahm. Ein gerade mal 27-minütiges Meisterstück, dessen zehn Tracks zum Frischesten und Abgefahrensten gehören , das letztes Jahr den Weg aus dem Presswerk gefunden hat.

Knietief im Garagenrock der späten Sechziger verwurzelt, mit deutlichen Anleihen an die Blütezeit des psychedelischen Westcoast-Sounds und zugleich auf den Spuren der großen, der übermächtigen Doom-Metal-Erfinder Black Sabbath: Was das Duo aus Carbondale/Illinois hier zusammenrührt, ist allerbeste Space-Rock-Soße. Aber nicht so aus den Boxen mäandernd wie bei vielen Kollegen, die das Wasser nicht halten können, sondern perfekt auf den Punkt gebracht. Und trotz der Kürze der Songs immer noch für eine völlig unerwartete Wendung gut.

Besonders bizarr wird's, wenn die Brüder Caleb (Gitarre) und Ashton Bird (Schlagzeug) ihre melodieverliebten Stoner-Rock-Perlen von Teilzeit-Verstärkung John McCowen mit delirierenden Saxofon-Läufen oder frei fließenden Flötenklängen schmücken lassen. Details, die dem Album so viel Tiefe geben, dass es bei aller Leichtigkeit viel länger wirkt, als es mit seinen nicht einmal 30 Minuten Lauflänge eigentlich ist. Da findet sich eben reichlich Fleisch am Rock-'n'-Roll-Knochen. Was auch ein Verdienst der Produzenten Dale Crover (Melvins) und Toshi Kasai (Big Business) ist, die bereits seit vielen Jahren für höchste Qualität stehen.

Dass die Band jetzt nach Hamburg kommt, ist ein großes Glück. Eine Chance, die kein Fan von Kyuss oder Queens Of The Stone Age (um nur mal zwei Hausnummern zu nennen) ungenutzt lassen sollte. Sonst heißt es in ein paar Jahren dicke Backen machen und dem historischen Moment hinterhertrauern.

Und, Sammler, aufgepasst: Derzeit ist es sogar noch möglich, die meisten der vor diesem Album veröffentlichten Singles zum Normalpreis zu erwerben. Was sich schnell ändern dürfte, wenn die Trendmagazine dieser Welt Tweak Bird erst mal entdeckt und entsprechend abgefeiert haben. Die Raritäten-Spekulanten bei Ebay lauern schon drauf.

Das coole Album-Cover (Foto) ist übrigens eine direkte Hommage für die japanische Flower Travellin' Band, eine komplett abgefahrene Psychedelic-Rocktruppe, die 1970 die Platte "Anywhere" aufnahm, auf deren Hülle die Mitglieder nackt auf Motorrädern posierten. Dass die Flower Travellin' Band damals auch Black Sabbath und Jefferson Airplane coverte, passt perfekt ins Bild. Es speist sich alles aus einer Quelle. Und die ist offensichtlich noch lange nicht trockengelegt.

"Life on Earth is great" heißt es bei Tweak Bird in ihrem Gute-Laune-Ohrwurm "Sky Ride", einer Ode an die Freiheit, die mit treibenden Gitarrenläufen und Rumpel-Schlagzeug einen wunderbar naiven Charme versprüht und auch den düstersten Frühherbsttag verzaubert. Wer sich das bislang noch recht überschaubare Repertoire der Band vergegenwärtigt, weiß natürlich, dass im Westwerk nicht mit einem 90-Minuten-Gig zu rechnen ist. Aber hier gilt eben: Das Leben ist zu kurz für ewig lange Konzerte.

Tweak Bird: Do 8.9., 21.00, Westwerk (S Stadthausbrücke), Admiralitätstraße 74, Eintritt 12,-; www.tweakbird.com