Steve Reichs Werk "WTC 9/11" sollte pünktlich zum 10. Jahrestag bei Nonesuch Records erscheinen. Weil Betroffene das Covermotiv (siehe Abb.) anstößig fanden, wird das Album mit neuer Optik erst Ende September veröffentlicht. Reich, eine der Galionsfiguren der Minimal Music, führt hier ein Streichquartett mit O-Tönen von Zeugen der Anschläge zusammen. Das musikalische Material gewann er unmittelbar aus der Sprachmelodie und dem Rhythmus der Worte. Die Streicher übersetzen Notenwerte und Tonhöhen des Gesprochenen simultan in Instrumentalklang. Das Übereinander von Musik und Sprache geht extrem unter die Haut. Manche Zitate klingen wie unter mühsam unterdrückten Tränen gesprochen, entsprechend wird auch die Musik zum Lamento. Das Kronos Quartet spielt diese tiefe, kompositorisch genau ausgemessene Trauermusik gewohnt souverän. Nicht nur konzeptionell ist sie Reichs Auschwitz-Reflexion "Different Trains" viel näher als dem Präzisionsgeklöppel, das man sonst von ihm kennt.