Beeindruckend cool: US-Star Joshua Nelson eröffnet den “Tag der jüdischen Kultur“

Hamburg. Der kreative Umgang mit der Tradition gehört zu den wichtigsten Wesenszügen der jüdischen Kultur. Frag nach bei Joshua Nelson: Der schwarze US-Amerikaner schwärmte schon als kleiner Junge für Mahalia Jackson und wollte die "Black Music" in seiner Kirche hoffähig machen. Also vergospelte er hebräische Gesänge und krönte sich selbst zum "Prince of kosher Gospel". Fertig war der neue Stil.

Dass ausgerechnet Nelson den "Europäischen Tag der jüdischen Kultur" als Gaststar in Hamburg eröffnete, kam nicht von ungefähr. Schließlich steht das Festival dieses Jahr unter dem Motto "Zukunftsperspektiven". Und die waren bei Nelsons Auftritt im Rolf-Liebermann-Studio des NDR - einer ehemaligen Synagoge - sehr schön zu erleben.

In Gegenwart von Kultursenatorin Barbara Kisseler präsentierte die vierköpfige Band "Leon Gurvitch Project" neue Arrangements von alten jüdischen, jiddischen und israelischen Melodien: Da groovte das bekannte "Hava Nagila" mit jazzigen Synkopen, Saxofonist Vladimir Karparov zwitscherte und quiekte muntere Soli zwischen die treibenden Rhythmen des Drummers Dimitris Christides, und die Hymne "May God Bless you from Zion" klang fast wie ein Popsong - von Nelson mit religiöser Inbrunst ins Mikro geraunt.

Auch die anderen Gesangssolisten setzten hier und da ihre eigenen Glanzpunkte, wie etwa Ethan Freeman beim lebensprallen Trinklied "Rumania, Rumania" . Doch Nelson war ganz klar der Star des Abends. Ein faszinierender und ziemlich schriller Typ, dieser Sänger mit der souligen Röhre, der im paillettenglitzernden Gewand mit goldfarbenen Stickereien erscheint: wie es sich für einen echten Prinzen gehört.

Nachdem er die Stimmung temperamentvoll aufgeheizt hatte, wirkten die hölzernen Moderationen von Bandleader Leon Gurvitch zwischendrin mitunter wie eine kalte Dusche. Aber das blieben die einzigen Schwachpunkte des Abends. Insgesamt ein spannender Ausblick auf neue Entwicklungen der jüdischen Musikszene - und ein vielversprechender Auftakt.

Das Festival dauert noch bis Mittwoch, 7.9. Infos zum Programm in Hamburg unter: www.tagderjuedischenkultur.de