Vom 2. bis 4. September wird das Stamp Festival rund um die Große Bergstraße in Altona gefeiert. Stamp ist Englisch und bedeutet Briefmarke. Dieses Woodstock des Briefmarkensammelns findet nun schon zum zweiten Mal hier statt, und es sind dann pullundrige Männer mit schütterem Haar und Pinzetten, die für ein paar Tage die Stadt erobern und bevölkern. In schüchternen, zumeist völlig lautlosen Paraden ziehen sie durch die Stadt, um in Cordanzügen ihre schönsten Marken zu präsentieren und gemeinsam den größten Brief der Welt mit der größten Briefmarke der Welt zu schreiben. Dazu spielen Bands die schönsten Briefmarkensongs wie etwa "Please, Mr. Postman", "The Letter", "Stamp By Your Man".

Lange haftete dem Briefmarkensammeln ja etwas Langweiliges an. Derart langweilig, dass es fast schon wieder anrüchig war, Briefmarken zu sammeln und sie jemandem zu zeigen. Noch heute gibt es in den USA Staaten, wo das Briefmarkensammeln ähnlich hart bestraft wird wie Oralsex. Sehr zum Unmut der Philatelisten, die sich nicht zu Unrecht in einem offenen Brief beschwerten, dass sie es leid seien, belacht zu werden für das, was sie tun.

Daher die Idee zu diesem Festival, das aus England stammt, wo man schon länger versucht, dem Briefmarkensammeln einen Anstrich des Verruchten zu geben. Eben dort, wo auch die LSD-Marken entstanden, die die Post unter die richtigen Briefmarken streute und so den ersten Briefmarkensammelboom auslöste. Sogar die Beatles und die Stones sollen zu jener Zeit Marken gesammelt haben.

In England gibt es sogar Werbekampagnen, in denen Stars wie etwa Daniel Craig bekennen: "Yes, I collect." Auf dem Foto sieht man ihn, die Zunge rausgestreckt, etwas anlecken. Und es gibt Sammler, die so bekannt sind wie Sean Connery. Halbglatzige Männer mit kurzen Armen, die Goldpinzetten im Etui, denen die Frauen zu Füßen liegen und die selbst auf Marken verewigt wurden. Glaubt man's!