Die Platte meines Lebens habe ich schon entdeckt, als ich gerade mal zwölf Jahre alt war: das Pink-Floyd-Album "Wish You Were Here". Mit meiner Freundin Angie, mit der ich auch Blutsbrüderschaft geschlossen hatte, gab's ein richtiges Ritual. Wir verabredeten uns immer, wenn ihre Eltern nicht da waren, ließen nachmittags die Jalousien runter, um das Zimmer richtig schön zu verdunkeln, und zündeten eine Kerze an. Dann wurde ganz vorsichtig die Nadel auf die Platte gesetzt, wir schlossen die Augen und ließen unseren Träumen freien Lauf. Manchmal saßen wir stundenlang so da und legten die Platte immer und immer wieder auf. Wir waren dann wirklich in einer anderen Welt. Als wären wir high oder auf einem Trip, dabei hatten wir natürlich nicht mal ein Bier getrunken. "Wish You Were Here" begeisterte mich so, dass ich auch selbst Musik machen wollte. Und mit 15 hatte ich dann tatsächlich meine erste eigene Band.

Viele Jahre später stand der Videodreh für meine Single "Unholy Love" an, und damals spielte Geld bei den Plattenfirmen noch keine Rolle. Also konnte ich meinen Traum verwirklichen und an dem Ort drehen lassen, der auf dem Innencover von "Wish You Were Here" zu sehen ist: am Mono Lake, einem Salzsee in Kalifornien.

Die Vinylplatte von damals habe ich noch irgendwo, doch ich bin so oft umgezogen, dass ich gerade nicht weiß, in welchem Karton sie liegt. Aber die "Wish You Were Here"-CD ist natürlich immer griffbereit.