Speicherstadt. Zuletzt hat sich der Journalist und Buchautor Michael Jürgs mit den bisweilen gruseligen Auswüchsen der Mediokratie beschäftigt. Er gab der Abrechnung einen unschlagbaren Namen: "Seichtgebiete - warum wir hemmungslos verblöden".

Bei der Lektüre konnte man sich ab und an auf die Schenkel klopfen angesichts des obskurantistischen Großangriffs vor allem der TV-Sender. Man gehörte ja selbst nicht zum Dummvolk dazu und wusste immerhin, wie man ein Buch aufschlägt. Und lesen konnte man auch, schön. Jürgs, früher Chefredakteur von "Stern" und "Tempo", schreibt über gesellschaftlich relevante Themen. Jetzt also über das Bundeskriminalamt. "BKA. Die Jäger des Bösen" heißt das Buch des 66-Jährigen. Anhand vieler Gespräche zum Beispiel mit dem ehemaligen BKA-Chef Horst Herold erzählt Jürgs die Geschichte der Behörde. Heute ist sie eine moderne Anstalt, die national und international ermittelt. Früher war das BKA verstaubt; wie überhaupt im Nachhinein ja beinah alles verstaubt, gemütlich und gediegen aussieht, was zu den Einrichtungen des Staates gehört.

Das BKA arbeitet wie in einem Hamsterrad gegen die nie anhaltende Spirale des Verbrechens an. Das Böse schläft nie, und das BKA ist der ewige Jäger dieses Bösen. Die organisierte Kriminalität ist im 21. Jahrhundert zu einem globalen Geschäft geworden. Auch dank des Internets. Wenn Jürgs nun hinter die Kulissen blickt, dann dringt er auch in das Reich des Klandestinen ein, wo Ermittlungsmethoden natürlich sonst geheim gehalten werden. Alles erfährt man nicht; man hält jedoch ein spannendes Stück Kriminalliteratur in den Händen.

Michael Jürgs liest heute, 20.30, Speicherstadt-Rösterei (U Baumwall), Kehrwieder 5. Eintritt 5 Euro