Der Krimi “Der Tote an der Elbe“ blickt in hanseatische Abgründe

Ein Mann wird in seinem Wagen sitzend erschossen. Die Kugeln schlagen durch die Windschutzscheibe, das Fahrzeug steht nahe der Elbe. Vor seinem Ableben pflegte sich das Opfer abendlich per Teleobjektiv an den Dreharbeiten von Pornofilmen im Haus gegenüber seiner Wohnung zu erfreuen. Das ging so lange gut, bis Pornofilmproduzent Bernstein (Gustav Peter Wöhler) die Filmkamera und damit auch den Spieß herumdrehte.

Für Kommissarin Jenny Berlins (Aglaia Szyszkowitz) Kollegen Wolfer (Hannes Hellmann) und Brehm (Volker Strecker) bedeutet das in dem ZDF-Krimi "Der Tote an der Elbe": stundenlang pornografisches Material sichten. Noch in der Mordnacht ist die Wohnung des Detektivs gefilzt worden; die Ermittler hoffen, dass der Mörder irgendwann im Hintergrund der Filmbilder auftaucht.

Das ist nur die eine Seite dieses sehenswerten Krimis der Reihe "Einsatz in Hamburg". Protagonisten der zweiten Erzählebene sind die Mitglieder einer vornehmen Hamburger Juweliersdynastie. Markenzeichen des Hauses sind zwei Ringe, und dieses Logo hat der Tote mit letzter Kraft und eigenem Blut auf die Windschutzscheibe gemalt. Die Ermittler stellen rasch fest, dass die ehrenwerte Fassade auf verrottetem Fundament steht. Der Patriarch (Rüdiger Vogler) verdächtigt seinen designierten Schwiegersohn (Max Urlacher), synthetische Diamanten ins Land zu schmuggeln und in der Firma gegen echte Steine auszutauschen. Der süchtige Sohn (David Rott) vegetiert in einem zur Privatklinik umgewandelten Wohnhaus vor sich hin. Und Tochter Teresa (Astrid Leberti) ist einst entführt worden, ohne dass die Polizei je davon erfahren hat. Sie alle treffen sich zum Finale wieder, denn einem von ihnen ist der Privatdetektiv auf die Schliche gekommen.

Mindestens so gut wie die Geschichte, deren Komplexität sich erst mit zunehmender Dauer erschließt (Regie: Thomas Jahn), sind die Dialoge der Ermittler. Und weil die Darsteller ausgezeichnet sind, stört es auch nicht, dass die Geschichte am Ende zur Räuberpistole wird und der Täter so lange seine Motive erläutern muss, bis endlich die Polizei kommt.

Der Tote an der Elbe ZDF 27.8. 20.15 Uhr